Tacheles: Ende der elitären Arroganz?
Wer gegenwärtig noch einen Blick auf die Politik wirft, der wird unschwer erkennen: Die Zeiten der elitären Arroganz sind vorbei – und dies bewies nicht nur die Wahl gestern in Baden-Württemberg. Es wird auch jeden Tag in der Bundespolitik deutlich: Mit Arroganz, „Schneid“ und ähnlichen Attributen ist kein Blumentopf mehr zu gewinnen.
Wenn dies schon in der Politik der Fall ist, wie viel mehr muss es dann in persönlichen Beziehungen nachwirken? Wer nichts als seine sorgsame aufgebaute Hülle vorweisen kann, aber keinen Tiefgang hat, um dann dennoch mit einer „Anspruchshaltung“ an den Partnermarkt zu gehen, der wird in Zukunft immer mehr durch das Sieb fallen.
Sehen Sie, und das ist auch richtig so. Die Fassaden seien es die intellektuellen, körperlichen, sozialen oder emotionalen, fallen schnell zusammen. Ein Akademiker, der bei der Lösung von Alltagsproblemen kläglich versagt? Haben Sie Verwendung dafür? Eine silikonverschönerte, enthaarte und blondierte Ehefrau, deren Gesicht starr und unbeweglich ist? Was wollen Sie von der? Menschen mit „Anspruchshaltung“ sollte man gelegentlich fragen: „Welche menschlichen Bedürfnisse sind Ihnen denn wichtig?“ oder vielleicht nur: „Ach sagen Sie mal, welche Ansprüche haben Sie eigentlich, wenn Sie in der Badewanne sitzen?“ Wenn Sie dann ein Blick voller Verachtung und Abscheu trifft, dann wissen Sie, dass Sie es mit einem Exemplar jener Menschen zu tun haben, die besser allein bleiben oder ihr Leben mit käuflichen Miezen oder Plüschtieren verbringen.
Zu hart? Noch lange nicht hart genug, denke ich. Wenn ich wirklich Tacheles reden würde, wie mir der Schnabel steht, würde ich noch eine Gangart zulegen – aber es gibt Grenzen, die ich nicht überschreite. Dennoch gebe ich Ihnen ein Beispiel: Gestern Abend, nach der verlorenen Wahl, sagten prominente Unionspolitiker: „Wir haben ja nichts falsch gemacht“. Sehen Sie, und genau das sagen die Partnersuchenden, dien in Arroganz ertrinken, auch immer: Sie haben ja nichts falsch gemacht.