Merkwürdige Zeiten –etwas mehr Optimismus, bitte schön
Ich weiß nicht recht, ob Ihnen dies auffiel: Je mehr in Deutschland über die Partnerwahl (aka Dating) gesprochen wird, umso ratloser gibt man sich. Wie es scheint, ist in der Partnersuche irgendwie der Wurm drin – und natürlich haben alle die Schuldigen bereits ausgemacht: Für die Kommunisten ist es der Kapitalismus, für die Sozialisten die Zukunftsangst, für die Sozialdemokraten die immer noch fehlende ausreichende Kinderbetreuung und für die Extremchristen der Verfall der Moral.
Jeder hat da so seine Theorie, nicht wahr? Die Folgen der 1968er sagen die Rechtskonservativen, der Folgen der Frauenemanzipation die Altkonservativen. Die Politik schwankt derweil zwischen „Mütterlein, bleib daheim“ auf bayrische Art und Frauenquote nach Art der linken Genossen und „progressiven“ CDU-Frauen.
Die Medien mischen munter mit. Aus Hartz IV gibt es angeblich keinen Ausweg, Bildung lohnt sich auch nicht wirklich, weil man damit keine feste Stelle bekommt, der Mittelstand läuft dem Staat davon, und überhaupt: Die Zukunft ist ja so schrecklich unsicher, und weil sie so unsicher ist, wagt man schon gar keine frühen Ehen.
Macht mal halblang, Leute … bitte.
Aussichtslose Zukunft? Frauenquote zwingend? Nein, mehr Eigeninitiative nötig
Kürzlich sprach ich mit einer alleinerziehenden Mutter, der das blanke Entsetzen in den Augen stand, als ich ihr sagte, ihr überdurchschnittlich intelligentes Kind möge doch ein paar Jahre ins Ausland gehen, um dort andere Lebensbedingungen kennenzulernen. Aus dem armen Irland hörte ich, dass sich dort eine junge ungarische Frau hingewagt hat – trotz der irischen Wirtschafts- und Finanzkrise. Zurück? Auf gar keinen Fall – dort seien die Chancen immer noch ungleich größer als in Ungarn. Etwa zur gleichen Zeit sprach ich einen Bauunternehmer, der mir sagte, es sei so gut wie unmöglich, in Deutschland einen Baupolier zu finden, der einwandfrei in deutscher Sprache lesen und schreiben kann. Eine Headhunterin meinte, auf „höchstem Level“ würden zwar weibliche Führungskräfte gesucht, aber kaum welche gefunden. Weibliche Diplomaten und Führungskräfte, dies ist ein offenes Geheimnis, finden häufig kaum männliche Partner, weil diese keine „Trailing Spouses“ sein wollen – mitreisende Ehemänner.
Das öffentliche pessimistische Gefasel ignorieren, bitte
Vor diesem Hintergrund ist doch das öffentliche Gefasel ein Schmarren: Es gibt von allem alles, nur ist es nicht überall leicht zu haben. Beziehungen müssen in der Jugend gewagt werden – später ist die Sache wirklich etwas komplizierter. Wer sich als Single mit 30 bereits mit einer dieser gegenwärtig stark überteuerten exklusiven Stadtwohnungen in Ballungsgebieten belastet, muss sich nicht wundern, wenn er an Flexibilität verliert, wer hingegen Angst hat, dass die junge Ehefrau am neuen Arbeitsort keinen Job findet, der unterschätzt die Möglichkeiten der Unternehmen, geeigneten Angestellten goldene Brücken zu bauen.
Darf ich Ihnen etwas sagen, was Sie stören mag? Dann sag ich dies: Wer zögert und zaudert, wird die Zukunft nicht meistern, und wer über die Zukunft negativ denkt, der hat sie schon verloren – wer es nicht glauben will, darf einmal über „selbsterfüllende Prophezeiungen“ nachdenken.
Wie die Zukunft wird, kann Ihnen niemand sagen – aber dies kann ich Ihnen sagen: Hätte der Großteil der Deutschen 1946 so gedacht, wie Deusche heute denken, dann wäre Deutschland nicht wieder zu der Blüte gekommen, die wir ein paar Jahrzehnte später erlebten.
Mein Tipp: Nie hinhören, wenn Trübsal geblasen wird, nie in Kreisen verkehren, in denen die Zukunft mies gemacht wird und keine Artikel lesen, in denen Ihnen prophezeit wird, dass engagiertes, optimistisches Handeln aussichtslos ist.