Politik, Frauen und Liebe
In diesem Jahr sind allerlei Landtagswahlen, und insbesondere die Baden-Württemberger (nun, wohl eher die Schwaben) haben gerade gezeigt, dass sie dabei auf Spätzle-Nationalismus setzen.
Ist es nun an der Zeit, mal nach der „Koalition der Liebe“ zu fragen?
ElitePartner meint „ja“ und bringt auch gleich das Ergebnis. Wie gefragt wurde, ist nicht bekannt, aber vermutlich hat man nach parteipolitischen Kriterien gefragt, und sie mal einer an: Piepschnurzegal ist es den meisten Singles, welche Parteiorientierung der Partner bevorzugt: 72 Prozent der Befragten argumentierten angeblich in dieser Richtung.
ElitePartner will auch festgestellt haben, dass Frauen weniger tolerant sind, was die politische Einstellung betrifft. Während die Differenzen im Durchschnitt zwischen Frauen und Männer nicht sonderlich signifikant sind, haben insbesondere die Akademikerinnen auch politisch „Ansprüche“ (Zitat):
Während 43 Prozent der Akademikerinnen es wichtig finden, dass die politische Orientierung kongruent ist, sind es bei den Akademikern lediglich 27 Prozent.
Ist die politische Ausrichtung ein Maßstab für Partnerschaften?
Mein eigener Kommentar zu all dem wäre zunächst einmal, dass die politische Ausrichtung der Personen nicht an parteipolitischen Maßstäben messbar ist: Politik ist mehr als Parteipolitik, und fast alle Menschen, die ich kenne, (außer den Hardlinern) sehen Politik nicht parteipolitisch, sondern haben ein eigenes Geflecht von politischen Überzeugungen, das keinem Parteiprogramm völlig entspricht.
Übrigens scheinen die Ergebnisse dieser Studie tendenziell mit jenen übereinzustimmen, die eine andere Partneragentur bereits 2006 feststellte. Auch damals waren die Frauen harmoniebedürftiger, wenn es um die politische Übereinstimmung ging.
Diese Studien sind wertlos – die Gewichtung fehlt
Was in allen Studien fehlt: Die Gewichtung der politischen Überzeugung gegenüber anderen Kriterien, denn „für sich genommen“ bedeutet die Politik gar nichts. Dafür spricht schon, dass nur recht wenige Menschen in ihren Profilen die politische Überzeugung darlegen. Das war schon zu Zeiten der Zeitungsanzeigen so: Damals gab kaum ein Partnersuchender an, welcher politischen Richtung er anhing – in einer Studie aus dem Jahr 18980, gerade mal 12 Jahre nach der 1968er-Bewegung, waren es bei den Frauen unter 0,3 Prozent. Lediglich in den einschlägigen Samstagsausgaben mit „Heiraten“ konnte man gelegentlich lesen „mit konservativen Wertvorstellungen“, oder „Grün angehaucht“ – und je nach Ausrichtung der Gazetten auch mal „Linksliberal“. Es scheint also, als ob das Herauspicken der „politischen Überzeugung“ in den Studien eher populistisch motiviert ist.
Harmoniebedürfnis als Motor der gewünschten Übereinstimmung?
Die stärkere Gewichtung der parteipolitischen Ausrichtung bei den Akademikerinnen ist mir allerdings äußerst unverständlich. Auch das Orakel der Hauspsychologin hilft hier kaum weiter, und ich denke, da sollte man mal das ganze Zitat veröffentlichen:
«Frauen legen in einer Beziehung großen Wert auf Gemeinsamkeiten und eine gute Kommunikation mit dem Partner“, erläutert Diplom-Psychologin Lisa Fischbach. „Das betrifft emotionale Inhalte wie intellektuelle. Deswegen ist es ihnen besonders wichtig, dass er ähnliche Interessen und Einstellungen teilt. Für Männer ist die politische Gesinnung der Partnerin nicht entscheidend, sie scheinen größeren Wert auf andere Kriterien zu legen »
Na, schönen Dank für die Einschätzung, Frau Fischbach. Wir lieben hier bei der Liebepur ja Orakel wie „ähnliche Interessen und Einschätzungen“, die eigentlich überall in der Branche immer dann verwendet werden, wenn man nichts Genaues sagen will oder kann. Vor allem aber wäre natürlich interessant, auf welche „anderen Kriterien“ denn wir Männer als Ersatz für die Übereinstimmung in der „politischen Gesinnung“ Wert legen?
Extremisten sollte man für Partnerschaften abwählen
Nach eigener Einschätzung und Erfahrung ist es am schwersten, mit politischen und weltanschaulichen Extremisten umzugehen – und da ist es eigentlich schon gleichgültig, ob sie verbiesterte Kommunisten oder ultrakonservative Parteigänger des Bürgertums sind.
Na, und was meinen Sie nun zum Thema?
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