Die Übernahme von 12like: der Tag danach
Gestern liefen einige E-Mail-Leitungen heiß, wurden Konferenzen gehalten und viele Köpfe geschüttelt. Die Übernahme des kleinen, weitgehenden unbekannten und in der Bedeutung äußerst begrenzten Dating-Außenseiters 12like durch PARSHIP war überall das Thema.
Dazu kam, dass die Pressemitteilung von PARSHIP nicht sonderlich erhellend war, und weil der übernommene Kandidat wirtschaftlich kaum von Bedeutung ist, hatte sie auch in der Wirtschaftspresse kaum Niederschlag gefunden. Also wurde spekuliert, was das Zeug hält: Der Marktgigant PARSHIP, dessen Klientel zum größten Teil auf saturierten 40Plus-Mitgliedern besteht, stiegt in den Nischenmarkt der FACEBOOK-Applikationen ein und damit in einen Markt, aus dem andere (DateBuzz) bereits wieder ausgestiegen sind?
Die Freunde vom Singlebörsen-Vergleich waren sehr schnell und haben jemanden gefragt, der es wissen sollte: Peter F. Schmid, den Geschäftsführer von PARSHIP. Oberflächlich gelesen, wirkt das Interview wie die üblichen Stellungnahmen auf Geschäftsleitungsebene, die selten erhellend sind, doch die Details lassen dennoch manche Schlüsse zu: PARSHIP zielt klar auf eine Zielgruppe, die man nicht abdeckt: Grob als „Junge Zielgruppe“ bezeichnet, dürften die Unter-30-Jährigen gemeint sein, die bei PARSHIP einen verschwindend geringen Anteil der Mitglieder ausmachen. Dazu das Zitat:
Mit der Erschließung dieser jüngeren Zielgruppe eröffnet uns 12like neue Markt- und Umsatzpotenziale.
PARSHIP will offenbar eine neue Plattform schaffen, in der es bei der Partnersuche legerer zugeht. Dies ist bei sozialen Netzwerken, aber auch bei Singlebörsen der Fall.
Zitate dazu:
Zusätzlich wollen wir Menschen erreichen, die heute bei verschiedenen Dating-Plattformen wie zum Beispiel FS24 oder anderen sind.
oder
(UnserZiel ist) … nicht ein Service für alle, sondern maßgeschneiderte Angebote für unterschiedliche Zielgruppen und ihre Bedürfnisse.
Auf die Zielgruppe, die an einer offenen Partnersuche interessiert ist, deuten auch ein andere Aussage hin (Zitat):
In der Regel haben Digital Natives auch ein anderes Verhältnis zu Privatsphäre und Anonymität. Sie haben kein Problem damit, große Teile ihres Lebens nachvollziehbar zu machen – auch für Menschen, die sie nicht persönlich kennen.
Für PARSHIP wird es demnach darum gehen, in Zukunft einen „offeneren Bereich“ für das Dating zu nutzen, um jüngere Kunden anzuziehen, die dann später eben auch in die eher traditionell und sicher konservativer orientierte ursprüngliche PARSHIP-Welt überwechseln.
Der eigentliche Grund für die Übernahme dürfte in einem Argument zu suchen sein, das man in dee Branche immer häufiger hört: Die Kosten der Fernsehwerbung werden als unerträglich angesehen. Deshalb suchen alle am Markt beteiligten nach Wegen, um Mitglieder direkt aus dem Internet zu fischen – ohne Fernsehwerbung. Inzwischen liegen die Werbeetats für Fernsehwerbung allen Marktteilnehmern schwer im Magen – sie drücken die Rendite. Und so trifft auf die Übernahme möglicherweise auch das zu, was Peter F. Schmid in einem simplen Satz ausdrückt:
Zudem planen wir auch eine Zusammenarbeit in einigen Bereichen des operativen Geschäfts, insbesondere beim Marketing.
Mit den zitierten Sätzen dürften die Spekulationen im Grunde überflüssig werden: Es geht um einen Markt, den PARSHIP noch nicht hat, aber offenbar anstrebt: Die Jugend, die eher gewohnt ist, frei und ungezwungen zu suchen als sich an die strengen Regeln des Partnervorschlagswesens zu halten. Erfahrungsgemäß (dafür gibt es einige Beispiele) lassen sich auf den einfachen Balzplätzen der Liebe durchaus Kunden für die seriöse Partnersuche gewinnen.
Hervorgehobene Zitate aus: Singlebörsen-Vergleich – Interview mit Peter F. Schmid