Mormonen-Universität will wissen: Keuschheit zahlt sich aus
Dieser Tage werden Sie in der Presse lesen, was ein Professor aus Utah anhand einer Studie festgestellt haben will, nämlich dass sexuelle Abstinenz vor der Ehe die Zufriedenheit der Paare fördere, und zwar um stattliche 20 Prozent. Wer bei solchen Zahlen nachdenklich wird, dem sie dies gesagt: Die Zahlen sagen – gar nichts aus.
Denn sieht man den Hintergrund an, so findet man dies: „Sexuelle Zurückhaltung in einer Beziehung führe zu besseren Kommunikationsprozessen.“
Ja – und was wäre, wenn bessere Kommunikation auch zu anfänglich größerer sexueller Zurückhaltung führen würde? Mit anderen Worten: Erst hat man sich eine Menge zu sagen, dann hat man Sex?
Mal Tacheles geredet, auch wenn da in Utah jemand gerade wieder Wissenschaft ausgehustet hat: Dass später aufgenommene sexuelle Beziehungen zu einer Verbesserung der Kommunikationsprozesse während der Zeit des Kennenlernens führen würden, gehört in den Bereich der Märchen und Sagen. Kommunikationsprozesse werden nicht durch die An- oder Abwesenheit von sexuellen Handlungen besser, sondern durch den Willen, eine Lösung zu finden, die beiden Teilen gerecht wird. Doch nicht zuletzt lassen Sie mich dies hinzufügen: Auch Sex ist eine Form der Kommunikation.
Was vermutlich mit Bedacht verschwiegen wurde: Die Brigham Young University, an der die Studien durchgeführt wurden, steht der „Kirche Jesu Christ der Heiligen der letzten Tage“, kurz „Mormonen“ genannt, sehr nahe. Die Kirche verlangt absolute Keuschheit vor der Ehe. Der Namensgeber der Universität, Brigham Young, hatte übrigens eine sehr merkwürdige Moral: Er war Polygamist und heiratete laut Wikipedia 55 Frauen.
Quelle: Pressemitteilung (englisch)
Der FOCUS hat offenbar die Pressemitteilung sorgfältig gelesen – mehr auch im Telegraph (englisch).
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