Partnersuche in 2050 – Wissenschaft und Liebesroboter?
Dr. Bernhard Albert will es wissen, und wir würden nichts von Dr. Bernhard Albert wissen, wenn er nicht durch die merkwürdige Wissenschaftssendung „Galileo“ von „Pro Sieben / Sat 1“ in alle Munde gekommen wäre.
Doch was wusste Dr. Albert? Das Einzige, was er wirklich wusste, ist dies:
Die Tendenz, Partner nicht mehr nur intuitiv, sondern auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse auszuwählen, wird immer stärker.
Das ist leicht zu bewiesen, wenn man den Begriff „wissenschaftliche Erkenntnisse“ von der lockeren Seite sieht: Schließlich behauptet jede Partnervermittlung, sie würde nach „wissenschaftlichen Erkenntnissen“ arbeiten, wobei einige dann auch die passenden Namen wie Sigmund Freud als Tausendsasa der Psychoanalyse, oder den Damenliebling Carl Gustav Jung zu nennen. Beide haben keinerlei Matchingverfahren entwickelt, wie die Betreiber der Agenturen sehr wohl wissen – aber das hindert sie nicht, die Namen dennoch in den „Grundlagen“ ihrer Tests zu nennen. Die „wissenschaftlichen Erkenntnisse“ gibt es natürlich dennoch – aber der größte Teil davon sind „alte Klepper“, die heute kaum noch ins Ziel kommen.
Dennoch wird das Jahr 2050 immer wieder zitiert. Warum 2050? Wir wissen es nicht. Hätten ich 1960 eine Prognose wagen können, wie das Kennenlernen im Jahr 2000 aussehen wird? Wer diese Zeit noch kennt, der wird sofort sagen: Da lachen ja die Hühner, wenn man so etwas behauptet. 2050 ist eine Zahl, weiter nichts, und sie regt offenbar die Fantasien gewisser Leute an, die nicht „im Heute“ leben, sondern sich irgendwo in der Zukunft ein besseres Leben erträumen.
Bleiben wir bitte ehrlich: Wir können notfalls voraussagen, was wir in den nächsten zwei oder drei Jahren bei der Partnersuche erleben werden, und auch da können wir uns gewaltig irren. Eine Partnersuche mir Gentests, Urin- und Blutproben, Schweißschnüffeln oder vollständiger emotionaler und sozialer Kompatibilitätsanalyse? Ja, warum dann nicht gleich ein Brief vom 2050 vielleicht existierenden Europäischen Familienministerium (Vorsicht Satire!):
Aufgrund unserer vorliegenden, wissenschaftlich fundierten Informationen weisen wir Ihnen Bürger DE-F-4711 als Partner zur Zeugung und Aufzucht von Kindern zu. Um Ihre Menschenrechte zu wahren, können Sie alternativ auch Partner UK-F-4711 oder Partner DK-F-4711 wählen. Sollten sie allerdings keine Wahl treffen, so wird Ihnen der erstgenannte Partner automatisch zugewiesen. Bei Ablehnung erhöht sich Ihr Sozialabgabensatz von gegenwärtig 40 auf 70 Prozent Ihres Einkommens.
Selbst, wenn das übertrieben klingt: Wenn der Gentest sagt, dass sie mit einer Gruppe von bestimmten Partnern die besten Aussichten hätten, erfolgreiche oder gar geniale Nachkommen zu haben und der Sozialtest Ihnen sagen, dass sie voraussichtlich mindesten die 20 Jahre zusammenbleiben, die Sie zur Aufzucht dieser Kinder benötigen – würden Sie dann sagen: „Ich verweigere mich?“
Ich hoffe, Sie werden es sagen – denn bisher gibt es noch keine schlüssigen Beweise dafür, dass die Kinder wirklich erfolgreich und glücklich werden, und ihr Sozialverhalten in fünf Jahren ist auch nur schwer voraussehbar, selbst dann, wenn sie ihren Teddybären über alles geliebt haben. Vielleicht gibt es für Sie in 2050, wenn Sie eine Partnerin suchen, auch schon den vollautomatischen Liebesroboter mit garantiert echten Emotionen aus der Retorte. Den hat ein „Zukunftsforscher“ schließlich auch bereits vorausgesagt.
Was werden wir hier bei der Liebepur tun? Wir werden diese Prognosen unter „Findelsatire“ ablegen und spätestens im Januar 2011 sagen, was wir alles fürs nächste Jahr prognostizieren – und worüber wir uns in 2010 geirrt haben. Sehen sie, das ist eben der Vorteil der Kurzzeitprognosen. Wir erleben voraussichtlich noch, ob wir uns irren. Wer für 2050 Prognosen wagt, hat vermutlich Pech damit.