Sind Seitensprünge wissenschaftlich erklärbar?
Sie kennen vermutlich meine Meinung, wenn sie hier öfter hineinlesen: Alles ist wissenschaftlich erklärbar, auch der Seitensprung, aber niemandem nützen diese Erklärungen.
Insofern nützt es uns einerseits nichts, wenn man uns erklärt, das sei alles eine Frage der Evolution, denn die gibt es beim Menschen nur noch aus der Sicht von Evolutionsbiologen – nett zu hören, aber für unsere Zeit völlig irrelevant. Die geschwätzigen Soziologen will ich hier einmal unter den Tisch fallen lassen, weil sie sowieso jeden Tag etwas anderes behaupten als am Tag zuvor, und die Psychologen? Die graben, wenn sie nicht weiter wissen, die Kindheit aus.
Nützt uns die Wissenschaft überhaupt, wenn wir doch selbst gefragt sind: Tun wir es oder tun wir es nicht? Suchen wir nicht in Wahrheit in der Wissenschaft nur eine Rechtfertigung für unsere Haltung, sei sie ultrakonservativ oder ultraliberal?
Handeln wir mit dem Verstand, wenn wir uns Hals-über-Kopf in eine Affäre stürzen? Bewahrt uns unser Verstand davor, es zu tun? Man muss wohl in beiden Fällen „nein“ sagen. Wozu man „ja“ sagen könnte: Kein Mann ist ein Fischer, wenn er ein Mal einen Fisch gefangen hat, und keine Frau ist eine Gärtnerin, weil sie einmal einen Steckling gesetzt hat. Das Verwerfliche am Seitensprung ist nicht die Lust, aus der er entstand, sondern seine Fortsetzung als Affäre. Wer eine „außereheliche Beziehung“ sucht, ist allerdings immer auf der Seite derjenigen, die ganz bewusst die Ehe brechen.
Auf einem Gebiet gehen wir heute über einen schmalen Steg: Männer nehmen seit Jahrhunderten die Dienste von Damen in Anspruch, die dergleichen nicht aus Neigung, sondern aus Gelderwerb tun. Diese Männer sahen und sehen ihre diesbezüglichen „Damenbesuche“ nicht als „Seitensprünge“ an. Was aber, wenn nun Frauen bei Seitensprungagenturen nach der „schnellen Einmalerfrischung“ suchen? Ist es nun ein Seitensprung oder eine verzeihbare Lusterfüllung?
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