Dating mit Einladungs- und Pfandgebühren?
Mir ist eine Pressemitteilung vom 15. August dieses Jahres in die Hände gefallen, die ich zuvor kaum beachtet hätte. Darin heißt es:
Seitdem die Flirt-Portale zum boomenden Tummelplatz der Harmonie suchenden wurden, hat der Schein das Sein fest in der Zange.
Die Mitteilung wurde von der Agentur „nexxt level“ im Auftrag der Luxing GmbH erstellt, von der ich bisher nichts gehört hatte, und, wie in Pressemitteilungen üblich, wurde ein neues Produkt vorgestellt: „PayMyDate®“ , und wenn derartige Behauptungen aufgestellt werden, dann werde ich schnell hellhörig.
Zur Werbung wird dabei die offenbar Annahme benutzt, dass Partnersuchende bei vielen Dates über konventionelle Singlebörsen enttäuscht würden. Man behauptet in der Pressemitteilung weiter, ein „völlig neues Konzept“ der Partnersuche gefunden zu haben, das „verbindlich, seriös und vor allem schnell und ergebnisorientiert funktionieren kann“. Nun „kann“ jede Partnersuche auf diese Art funktionieren – also was ist denn nun die Attraktion daran?
Ich lesen und staune:
Ganz einfach: Für jede zugesagte Einladung zum Date hinterlegt der Einladende bei PayMyDate®“ ein Liebes-Pfand, welches nur dann eingelöst wird, wenn das Treffen tatsächlich stattfindet.
Wenn das Treffen tatsächlich stattfindet?
Da muss ich doch mal nachdenken: Also, wenn ich meine Blind Dates der wilden Jahre so zusammenzähle, dann komme ich auf eine ganz hübsche Anzahl im zweistelligen Bereich. Versetzt worden (das bedeutet doch wohl, dass ein Date nicht stattgefunden hat?) bin ich ein einziges Mal – und dazu sollte ich vielleicht noch sagen: Hätten wir beide damals ein Handy gehabt, so wäre auch dies nicht passiert.
Da muss ich in der Pressemitteilung doch noch einmal nachlesen:
Damit führt PayMyDate® als erste Dating-Plattform das Beste beider Welten in einer aufsehenerregenden Innovation zusammen: die Vielfalt der Internet-Liebeshungrigen und die Verbindlichkeit der realen Welt. Verlieben Sie sich also lieber bei einem realen Date, statt virtuell zu träumen.
Nun – ich habe mich inzwischen durch die Pressemitteilung, zwei zusätzliche Dokumente und eine Preistabelle gewühlt, und am Ende zunächst einen falschen Schluss gezogen, der aus diesem Teil der Pressemitteilung resultiert und der sich aus meinem Selbstverständnis von „Einlösen“ ergibt. Hier noch mal das Zitat: „Für jede zugesagte Einladung zum Date hinterlegt der Einladende bei PayMyDate ein Liebes-Pfand, welches nur dann eingelöst wird, wenn das Treffen tatsächlich stattfindet. „Ein Pfand einlösen“ bedeutet aber für mich, dass man das Pfand zurückbekommt und nicht, dass man es verliert. Insofern war meine Beschreibung einer „Pönale“, also einer Strafe für das Nichterscheinen beim Date, offenbar falsch.
Jedenfalls gibt es „Einladende“ und „Eingeladene“. Der Einladende hinterlegt sozusagen eine „Pfand“ von 50 Euro als Garantie für das Date, der Eingeladene zahlt 15 Euro, wenn er das Date annimmt und verfügt damit über das Pfand – für mich weder logisch noch nachvollziehbar.
Ob man wirklich solche Bedingungen braucht, um ein Date wahrzunehmen? Wenn ich jemanden „einlade“, und er die Einladung „annimmt“, dann kommt das Date nach meiner bescheidenen Meinung ohnehin zustande. Warten wir einmal ab, welcher Personenkreis sich von den Werbeaussagen angesprochen fühlt.
Anmerkung: Alle Preisangaben beruhen auf Unterlagen des Anbieters PayMyDate® und sie werden hier ohne Gewähr veröffentlicht. Der Anbieter bezeichnet sein Verfahren auch als „Dating Pledge“. Ein Dating Pledge ist allerdings ein Gelübde. Der von uns verwendete Begriff „Pönale“ bezeichnet eine Strafgebühr, die bei Nichterfüllung einer Leistung fällig wird. Zitate aus der Pressemitteilung des Anbieters vom 15. August dieses Jahres.
Zweite Anmerkung: Dieser Artikel enthält ein Update vom 02. September 2010, um den entstandenen Irrtum zu korrigieren, der allerdings zum größten Teil auf der missverständlichen Pressemitteilung beruht.
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