Die Woche in Dating – Zahlenspielchen nach dem Urlaub
Wenn ein Glas halb voll ist, dann kann es auch halb leer sein – und wenn „nur 33 Prozent“ aller Online-Dater erfolgreich sind, dann können wir genauso gut schreiben dass im Internet Dating „stolze 33 Prozent der Partnersuchenden ihre Ziele erreicht haben“.
Ei, holla, das Spiel mit den Zahlen macht offenbar derzeit vielen PR-Leuten so große Freude, dass sie munter drauflos fabulieren. ElitePartner tat es, wie wir diese Woche berichteten: Da verweigern Singles angeblich die Eheschließung – durch Zahlenspielereien belegbar, aber deswegen nicht unbedingt wahr. Man muss die Pressemitteilung genau lesen, um die Sache im richtigen Licht zu sehen. In die gleiche Kerbe haut auch eine ansonsten durchaus erträgliche Studie, die uns beweisen will (warum eigentlich?) dass Frauen keinen Sex beim ersten Date wollen – nur: Etwa gegen 40 Prozent der Frauen tut es eventuell doch. Wer mag, kann dazu auch noch etwas in der Liebeszeitung lesen: „Abschiedskuss oder Liebesnacht“ heißt hier die Frage aller Fragen. Bunt aufgemischt wird auch das Dating in den USA: eHarmony will täglich 271 Ehen stiften und geht damit zum 10-jährigen Jubiläum hausieren, und damit es besser aussieht, schreibt man dann „542 Personen“. ElitePartner war übrigens noch mal dran: 37 Prozent der deutschen Männer verstehen die Flirtsignale der Frauen nicht – da hoffe ich doch, dass diese Zahl irgendwie belegbar ist, aber – welch Glück für die Frauen – fast zwei Drittel der Männer verstehen doch, wenn Liebesignale gemorst werden, oder etwa nicht?
Oha – ich muss gestehen, noch nicht allzu viel über die neue Studie des Single-Börsen-Vergleichs (pdf) geschrieben zu haben, die sehr interessant für uns alle ist – zumal für die „reinen“ Singlebörsen: Denen wird dort nicht viel Gutes prophezeit. Tatsache ist, dass Dating-Spielchen auf Facebook immer mehr an Bedeutung gewinnen – jedenfalls wandelt Unternehmerkohle in letzter Zeit immer mehr in diese Richtung – und neuerdings will sogar Springer an dem angeblichen Boom Geld verdienen: BILD macht auch mit.
Ja, wenn Sie wirklich meine Meinung hören wollen: Wenn man diese Euphorie und ihr Schwinden bereits zwei Mal erlebt hat (bei Second Life und bei MySpace) dann schwindet der Glaube an soziale Netzwerke und andere Spielereien im Web. Kürzlich hieß es sogar, Facebook und Co. seine gut geeignet, um seine ONS zu organisieren – die Notiz liegt noch in meinem Zettelkasten. Ich warte also erst mal ab, wann die ersten Neugründungen wirkliche Erfolge werden – wobei mir einfällt, dass mir der gesamte Bereich der Jugend-Flirtbörsen sowieso am A … vorbeigeht – und nicht nur aus Desinteresse, sondern auch, weil diese Leute eine schreckliche PR betreiben.
Sie werden übrigens erraten haben, dass ich in Urlaub war: deswegen die vielen Füller bei der Liebepur. Ansonsten habe ich die stillen Tage auch ein bisschen genutzt, um Ihnen ein paar Betrachtungen über die Partnerwahl an sich zu schreiben, denn viele Leser nehmen fälschlich an, ich sei so eine Art Einmann-PR zur Verbreitung der Idee des Online-Dating. Das bin ich keinesfalls, wie ihnen verschiedene Artikel beweisen mögen. Ja, lohnt sich denn überhaupt der Aufwand für das Online-Dating? Die Antwort finden Sie in meinem Artikel „Das Leben in Schwärmen und anderswo“. Da ich mich für die Folgen der Partnersuche im Netz interessiere, verfolge ich auch Meinungen über den Heiratsmarkt intensiv, und da kann ich Ihnen diesen Artikel über „Durchmischungen durch Heiraten“ sehr empfehlen. Nach wie vor gehe ich auch hart zur Sache und sage erstmals klipp und klar: Menschen mit Ansprüchen, ihr habt im Online-Dating nichts zu suchen, sondern stört die ehrlichen und ernsthaften Menschen, die dort einen Partner finden wollen, mit dem sie glücklich leben können. Übrigens sind inzwischen auch so gut wie alle Wissenschaftler der Meinung, dass der Hochmut vor dem Fall kommt. Ansonsten: Liebe Therapeuten, schweigt bitte, wenn ihr nichts zu sagen habt. Nicht jeder Psychologe oder Psychotherapeut muss zwangsläufig ein Handtaschenexperte sein, und deswegen befragt man solche Leute auch nicht beim Kauf von Handtaschen, und ebenso muss nicht jeder von ihnen zwangsläufig ein Online-Dating-Spezialist sein – und deswegen sollte man sie eigentlich auch nicht bei Problemfällen des Online-Dating befragen, nicht wahr?
Da ich die Studie des Singlebörsen-Vergleichs erwähnte: In ihr werden der „Casual-Dating-Branche“ große Chancen eingeräumt, sozusagen: Gelegenheitssex und Ehebruch für die Massen. In Deutschland gibt es bereits einer ziemlichen Kampf um Marktanteile – und da kommt aus den USA auch noch ein Riesenschiff in den deutschen Hafen, dessen Eigentümer hier Werbemillionen ausgeben wollen – nun, hoffentlich fallen davon ein paar Cent für die arme Liebepur ab. In der Presse war gerade auch C-Date mit der Aussage, dass nur wenige Deutsche mit ihrem Liebesleben so ganz und gar zufrieden wären – nur angebliche acht Prozent sollen wirklich zufrieden sein. Da bringe ich gleich mal einen kleinen Seitenhieb: Geht es vielleicht darum, dass Frauen sich ihr Männerfrischfleisch inzwischen auch bei den Sex-Kontaktdiensten suchen?
An der Humor- oder Blödsinnsfront habe ich mir die unsäglichen Meldungen über Handys und Sex angesehen, die gerade durch die Presse geisterten – ein Paradebeispiel für miesen Journalismus.
Was mir zu sagen bliebe? Ich würde mich wirklich freuen, wenn Sie alle die Liebepur nicht nur als Inspirationsquelle verwenden würden, sondern auch schreiben würden, wo sie das erste Mal davon gehört haben – in der Liebepur. Ansonsten empfehle ich mich bis zur nächsten Woche – die Wochenschauen kommen jetzt wieder regelmäßig.