Dating-Psychologie: Wenn de Hahn kreiht op de Mist …
Wenn de Hahn kreiht op de Mist, ännert sik dat Wedder oder dat blifft as dat is. Soweit die ohne Zweifel zutreffende niederdeutsche Bauernregel.
Nun ja, reden wir lieber Hochdeutsch: Also, die Sache mit dem Hahn auf dem Mist dürfte ja klar sein, nicht wahr? Aber sagen Hähne etwas über Internet-Beziehungen voraus? Natürlich nicht – das tun aber Soziologen, Psychologen und sogar Psychoanalytiker, und dabei geht es mir so wie bei der Sache mit dem Hahn: Da sagt einer, die Beziehungen aus dem Internet würden sowieso nicht lange halten und ein anderer, sie wären sogar ausgesprochen stabil.
Na hören wir mal hinein in die Welt der Wunder:
Laut Schlicht verlaufen Partnerschaften glücklicher, wenn sie im Internet geschlossen wurden. Ein Grund dafür sei, dass das Internet die Möglichkeit bietet, über Werte und Persönlichkeit eines potenziellen Partners zu erfahren, bevor Äußerlichkeiten oder sexuelle Anziehung ins Spiel kommen.
Nun, das hören wir natürlich gerne aus einer Pressemitteilung von Doreen Schlicht, der Sprecherin von Parship, doch nun warten wir noch auf die psychologische Begründung, die ja niemals fehlen darf, und das ist sie schon, diesmal von der Diplompsychologin Christiane Eichenberg:
Im Internet geschlossene Partnerschaften werden schneller intensiv und emotional, ähnlich wie in therapeutischen Online-Settings.
Na, da sagen ich doch: welch mutiger Vergleich, wenngleich mitnichten zutreffend. Denn die Bekanntschaften, von der die Rede ist, werden zwar im Internet geschlossen, aber nicht gelebt. Es sind ganz gewöhnliche Bekanntschaften, die lediglich durch ein anderes Medium zustande kommen als bisher. Sie meinen, da war doch noch etwas? Ja, richtig – ein Haar in der Suppe, nämlich:
Suchende müssen sich aus vielen Optionen für die eine richtige entscheiden“, auch wieder so eine tolle Aussage – „die eine richtige“. Da frage ich mich doch: Gäbe es nicht auch mehrere richtige Optionen?
Ach, ich für meinen Teil drehe einfach den Kalender ein paar Tage zurück. Da zitierte der Südkurier doch noch den Psychotherapeuten Robert Schurz, der da die denkwürdigen Worte sprach:
Es ist ein Irrtum zu glauben, durch all die Filter wäre die Wahl derart optimiert. Internetbeziehungen haben durchschnittlich eine recht kurze Dauer.
Aha – nun wissen wir es also ganz genau: Im Internet geschlossene Bekanntschaften werden schneller intensiv, sie verlaufen glücklicher und sie sind durchschnittlich von kurzer Dauer.
Was soll ich dazu sagen? Alte Bauernregeln wie die eingangs genannte sind eben sehr, sehr zuverlässig – mindestens so zuverlässig wie Psychologen- und Psychotherapeutenurteile über das Dating im Internet.