Warum Frauen in mittleren Jahren wirklich nach Sex lechzen
Zu meinem Artikel über die Geilheit der Frauen in mittleren Jahren ist ein Nachtrag nötig. Wie ich schon oft schrieb, sind es zumeist nicht die Studien, die von Grund auf Wissenschaftsmüll sind – es ist das, was davon öffentlichkeitswirksam publiziert wird. In diesem Fall trägt die Universitätspressestelle allerdings wohl selber die Schuld, weil sie die sexuellen Vorstellungen der Frauen mittleren Alters bereits reißerisch aufgemacht hatte. Daher musste sie damit rechnen, dass die sensationsheischende Presse, insbesondere aber die inzwischen völlig zur Boulevard-Berichterstattung neigende britische Presse die Daten noch sensationeller aufbauschte.
Dadurch ist der Begriff „Cougar“ in die die Presse gekommen, obgleich die Berglöwinnen und ihre menschlichen Abbilder damit gar nichts zu tun hatten – sie sind schließlich nicht mehr in den „mittleren Jahren“. Richtig hat dies natürlich auch die Chefberglöwin erkannt, die darüber in ihrem Blog schrieb.
Was sie allerdings nicht beachtete: der Artikel im TIME Magazine, auf den sie sich bezog, war um Längen wissenschaftlicher, ausführlicher und kritischer als der Artikel im Telegraph. Der Autor weist auf frühere Forschungen hin, in denen man bereits festgestellt hatte, dass „Frauen zwischen 30 und 34 sich selbst als wesentlich sinnlicher, verführerischer und sexuell aktiver beschreiben als ältere und jüngere Frauen“. Zudem weist er auf eine Schwäche bei der Auswahl der Probandinnen hin: Da man eine solche Studie zwangsläufig nicht mit den sonst üblichen, ebenso willigen wie billigen Versuchskaninchen „Studentinnen“ durchführen kann, wurden weitere Frauen über ein umstrittenes Anzeigenmagazin rekrutiert, das in Verdacht steht, viele Anzeigen zu führen, in denen Bettgefährtinnen und Bettgefährten gesucht werden. Außerdem würden alternative Erklärungsansätze für das Verhalten der 30- bis 45-jährigen Frauen angeboten: Sie würden den Sex einfach intensiver genießen können als jüngere Frauen. Zuvor war lediglich die wissenschaftliche Plattitüde verkündet worden, es handele sich dabei um ein Phänomen der Evolution und sie sei auf die sinkende Fertilität der entsprechenden Frauen zurückzuführen.
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