Feminismus kontra Maskulinismus – der neue Unsinn
Um dies von vornherein klarzustellen: Jeder „Ismus“ ist mir zuwider – vom Sozialismus über den Kapitalismus bis hin zum Feminismus. Wer dergleichen aus Überzeugung in den Mund nimmt, zeigt dadurch zunächst nur, dass er die Persönlichkeitswerte zugunsten einer Ideologie in den Hintergrund stellt. Eine Frau ist heute in erster Liebe eine Person, dann eine Frau, und erst dann kann sie sich einen „Ismus“ auferlegen, der ihr freilich wenig nützen wird.
Die heutige Zeit wurde vom Feminismus der 1970er Jahre beeinflusst – das heißt nun allerdings nicht, dass tatsächlich der „Ismus“ daran durchgedrungen ist, sondern dass Frauen ein neues Selbstverständnis entwickelt haben. Wenn etwas positiv zu bewerten ist, dann dies, denn dadurch haben wir alle gewonnen: Frauen, Männer und die Gesellschaftsordnung an sich. Man muss jedoch nicht ständig wiederholen, was schon oft gesagt wurde: Wie auch sonst in der Gesellschaft existieren neben dem „neuen“ Rollenverständnis parallel auch einige der alten Denk- und Verhaltensweisen weiter. Die Ungarin, im Kern bei Weitem emanzipierter als die deutsche Frau, will nach wie vor hofiert werden, und die deutsche Frau stellt gerne ihre psychische Verletzlichkeit heraus – die ihr auch im Zweifel durchaus noch abgenommen wird. Entsprechende Bilder kennen wir von überall auf der Welt: Die US-Amerikaner reden gerne von der Bewahrung der „Unschuld“, und die Weltpresse ist immer glücklich, wenn sie über ein paar „Schlampen“ berichten kann, mit denen Männer außereheliche Verhältnisse hatten, während Ehefrauen behandelt werden wie Engelchen: hier die guten Frauen, dort die bösen Frauen.
Beim Partnermarkt in Deutschland schwappen immer noch die gewachsenen „Ansprüche“ der Frauen über – das wird auch noch eine Weile so bleiben und sich erst ändern, wenn öffentlich wird, wie schnell dieser Weg in die Sackgasse führt. Dennoch vertraue ich darauf, dass sie Selbstheilungskräfte der Gesellschaft dafür sorgen werden, dass sich dies bald ändert.
Dem Feminismus allerdings nun einen Maskulinismus gegenüberzustellen, ist sicher der falsche Weg, denn der „altböse Feind“, der Feminismus selber, ist völlig zahnlos geworden. Zudem ist es nicht die Welt der selbstbewussten, gebildeten, gediegenen und erfolgreichen Frauen, die den Männern heute hauptsächlich zu schaffen machen, sonder die der ambivalenten Frauen: Sie verhüllen sich mal mit diesem, mal mit jenem Rollenverständnis und tragen immer das zur Schau, was ihnen situativ gut zu Gesicht steht. Solange dies aus dem Spieltrieb (beispielsweise beim Flirt) entsteht, ist dies kein Schaden, wenn das Rollenkleid aber in der Realität ständig gewechselt wird, ist Anlass zur Sorge gegeben.
Maskulinismus ist keine adäquate Antwort auf die heutige Lebenswelt. Ser Mann sollte sich auf keinen Fall zur „neuen Frau“ machen – damit macht er sich lächerlich. Aber er sollte sich zu seiner männlichen Persönlichkeit bekennen und ein männliches Selbstbewusstsein an den Tag legen. Möglichst eines, dass sich nicht ausschließlich über Fußball, Bier, Autos und „Frauen mit dicken Möpsen“ definiert.
Weitere Informationen: Tagesanzeiger.
Bild: „Mann und Weib“ aus der Sicht des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
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