Warum am Geschlechterkampf das Lebensglück scheitert
Frauen sind anders, denken anders, und fühlen anders als Männer. Männer sind natürlich auch anders, denken anders und fühlen anders als Frauen.
Es gibt Menschen, die glauben, so etwas beweisen zu können, was zu einem beständigen Wissenschaftsstreit führte: Ist das Frau-Sein oder das Mann-Sein angeboren? Führt uns die Gruppe, zu der wir gehören, auf den Weg zum Frau-Sein oder Mann-Sein? Welchen Einfluss haben grundlegende Entwicklungen, die man aus der Evolution erklären könnte, und wie wirkt die Kultur auf unser Frau-Sein oder Mann-Sein?
Als ich 15 war, war alles wahlweise vom Schöpfergott oder Mutter Natur so gewollt: Frau wird Frau, weil Frau weiblich ist, Mann wird Mann, weil Mann männlich ist. Mehr wusste man nicht, und bequem war es auch, denn die Rollen standen auf diese Weise fest: Mann jagt, Frau hegt.
Die Sozialisten und Feministen wollten zunächst alle „gleichmachen“
Bereits als ich 25 war, wankte dieses Gerüst, dass die bürgerliche Gesellschaft sich mühevoll aufgebaut hatte. Eine Neue, durch die Wiederentdeckung des Sozialismus und der Frauenemanzipation geprägte Haltung stellte nun alles auf den Kopf: Die Evolution zählte nicht, Mutter Natur wurde nach Hause geschickt, und die Erziehung wurde für die Unterschiede verantwortlich gemacht. Frauen und Männer mussten nun gleich angesehen werden, weil sie die gleichen Gehirne hatten und nur anders „sozialisiert“ wurden. Ich erinnere mich an die vielen Vorträge der linken Soziologen und Sozilogen, die alle den gleichen Tenor hatten – bis eines Tages vor der gleichen Gruppe ein Mediziner auftrat. Er wolle den Damen und Herren aus der Soziologie ja nicht unmittelbar widersprechen, sagte er, aber aus medizinischer Sicht seien Frauen und Männer nun einmal alles andere als gleich.
Die Praxis eilt der Theorie voraus
Nun, die gesamte Diskussion erwies sich bald als Humbug, weil die Praxis der Theorie vorauseilte: Wichtig waren die Gemeinsamkeiten, nicht die Unterschiede. Was gesellschaftlich zählte, waren nicht die Theorien, sondern die Ergebnisse – und die entwickelten sich durchaus positiv: Durch die stärkere Beteiligung von Frauen an Projekten aller Art entstanden Synergien, die vorher unbekannt waren.
Wir könnten es dabei belassen, wenn der Geschlechterkampf nicht ständig neu aufbrechen würde. Forscher, Autoren und Journalisten haben eine Freude daran, uns ständig zu berichten, wie unterschiedlich Frauen und Männer sind.
Der Geschlechterkampf nützt keinem Menschen
Doch was nützt es? Was, was ist denn bitte gewonnen, wenn wir wissen, wie Männer angeblich denken oder Frauen angeblich fühlen? Was bringt es, wenn sich Forscher auf eine Phase der Evolution berufen, die Jahrmillionen zurückliegt? Was können wir daraus für unser heutiges Sozialwesen, für unsere heutige Kultur, für unsere heutige Partnerwahl daraus entnehmen?
Was wir wirklich wollen, ist weiterzukommen mit unserem persönlichen Glück und unserer Liebe. Was wir wollen, ist Partnerschaften einzugehen und glücklich in ihnen zu werden. Das, und vor allem das wollen wir. Vielleicht wollen wie auch noch, dass es mit unserer Kultur vorangeht, mit unserer Gesellschaft und mit unserem Volk, unserem Europa oder unserer Welt. Das alles ist legitim und wünschenswert.
Alles andere ist kontraproduktiv. Wer ständig darauf beharrt, dass Frauen anders sind oder Männer anders sind, der sollte auch sagen, was er damit meint: „Sie sind anders, und das ist gut so“ oder „Sie sind anders, und das ist ganz schlecht“. Im wirklichen Leben kann nur die Antwort eins richtig sein – und lediglich bei den Gesellschaftsspaltern auf beiden Seiten des Geschlechterkampfes bekommt man Beifall für die zweite Antwort.
Es hat in den letzten Jahren nicht an Versuchen gefehlt, mal das eine, mal das andere Geschlecht in die Buhmannecke zu stellen – auch mit sogenannten „wissenschaftlichen“ Methoden. Keine der beiden Seiten ist dabei glücklich geworden, und die erheblichen Energien, die wir alle für den Fortschritt in unserer Kultur hätten gebrauchen können, wurden vergeudet.
Das falsch beurteile Gehirn
Bleiben wir einmal beim Gehirn, dem ja heute erstaunlich viel Aufmerksamkeit zukommt. Dieses Gehirn ist ja zunächst nichts mehr als eine Datenverarbeitungsanlage für die meisten Lebensprozesse. Es hat Grundlagen, es lernt, und es kann chemisch angesteuert werden, um seine Funktionen zeitweilig zu verändern. Es ist nicht die „Hardware“ Gehirn, in der wir uns nennenswert unterscheiden, es ist die „Software“, die uns steuert. Sicher – Hormone sind im elektronischen Blechkameraden nicht vorhanden – die braucht er ja auch nicht. Doch stellen wir uns bitte mal alle Menschen, Frauen und Männer, als Teil eines einzigen Systems vor, das miteinander vernetzt ist – Ihre Arbeitsgruppen zum Beispiel. Was glauben Sie, wann diese Gruppe optimal arbeitet? Wenn alle ständig ihre Unterschiede herausstellen oder wenn sie alle ihre Unterschiede einbringen, um gemeinsam das beste Ergebnis zu erzielen?
Auswirkungen auf die Partnersuche?
Ähnlich ist es in der Liebe, der Partnersuche und letztendlich der Partnerschaft. Unser Glück wird vollständig, indem wir unsere Gemeinsamkeiten einbringen und unsere Unterschiede zum gemeinsamen Wohl nutzen. Wer da „geschlechtsspezifisch“ denkt, oder gar in Hormonen, mag das weiterhin tun – er soll sich bitte nur nicht beschweren, wenn er daran scheitert.
Eine relativ neutrale Darstellung der Forschung am Gehirn aus biologischer Sicht finden Sie hier (PDF).