Die Woche in Dating 21/2010 – Web 2.0 und Tests im Zwielicht
Web 2.0 ist ins Gerede gekommen – und nicht nur wegen eines prominenten Vertreters mit dem Namen „Facebook“. Im Grunde genommen wurde es längst Zeit, dass die Lobhudler aus der einschlägigen Jubelpresse mal Wind von vorne spüren: Web 2.0 ist in weiten Teilen völlig überflüssig – und es schadet vielen Menschen, weil wir es in einem Alter nutzen, in dem die Privatsphäre noch nicht so wichtig genommen wird. Web 2.0 und Dating sollten sich eigentlich ausschließen – und dennoch versuchen Geschäftemacher immer wieder, mit den Worten „kostenlos“ und „lebensnah“ Menschen zu ködern.
Bei Partneragenturen bestehen solche Sorgen nicht – jedenfalls nicht bei den gro0en, seriösen Unternehmen. Dafür besteht hier die latente Gefahr, die Partnersuchenden psychisch zu entmündigen: Wer Sie wirklich sind, weiß die Blechkiste, die im Keller Datenbanken durchwühlt, besser als Sie selbst. Ich nennen dies eine schleichende psychische Entmündigung und sehe darin eine Gefahr. Mich wundert allerdings kaum noch, dass niemand eine „pro“ oder „kontra“ Stellung dazu beziehen will – die meisten haben sich daran gewöhnt, dass Kreditkartenzahlungen Extragebühren kosten, der Versand ins Ausland extrem mit Fracht überteuert wird oder die wahre Persönlichkeit einem technisierten Psycho-Gutachten geopfert wird: Willste das Eine, musste das Andere auch akzeptieren.
Diese Woche in Dating ließ einige Leute ziemlich nackt aussehen. „Match.com“, die angeblich über 20 Millionen Mitglieder haben sollen, mussten zugeben, nur etwa 1,6 Millionen zahlende Mitglieder zu haben – ach, wie schön wäre es, wenn solche Zahlen auch von den großen deutschen Unternehmen erhältlich wären. Ähnlich ging es einem professionellen Tester: Unzureichende, teils verwirrende Bewertungskriterien bei „getestet.de“ führten hier zur einer Abwertung von PARSHIP, die nicht nachvollziehbar ist. Die Abwertung erfolgt auch aufgrund eines sogenannten „Quotensieger nach der Anzahl von Partnervorschlägen“, bei dem ElitePartner als Testsieger auf „9.780 Partnervorschlägen“ kam. Es wäre wirklich angebracht gewesen, wenn die Tester hier einmal qualitativ nachgetestet hätten und nicht den quantitativen Wert als Maßstab genommen hätten – der Test fiel daher bei uns durch. Ein wenig interessanter war da schon, was der Konkurrent Testsieger.de hervorbrachte: Hier wurde der Versuch einer qualifizierten Bewertung der vorgeschlagenen Mitglieder gemacht – und siehe – man kann besser testen, wenn man nur will. Allerdings hätte man sich die Separierung der subjektiven Kriterien von den objektiven gewünscht – und gut wäre es auch gewesen, eine große Zahl von Testern mit sehr unterschiedlichen Charakteren einzusetzen. Die Tester müssen jedenfalls weiterhin beobachtet werden – und jeder von ihnen muss seine Tests noch nachbessern.
Meiner selbst auferlegten Verpflichtung zur Beratung bin ich in einem Artikel nachgekommen, den ich aufgegriffen habe: Was ist los mit den Frauen beim Online-Dating? Nun, sie haben einen sehr bekannten Trick – aber ein Mann, der sich öffentlich beklagte, kannte ihn offenbar noch nicht.
Die Presse verhielt sich diese Woche recht still, und nur der „Westen“ brachte einen etwas einseitigen Artikel, der wenig erhellend war. Immerhin erfuhren wir, dass Menschen zunehmen auf der „gleichen Bildungsstufe“ zusammenkommen wollten.
Die Begriffs-Verwirrer sind nicht nur bei „Sozialen Netzwerken“ am Wirbeln, sondern auch beim „klassischen“ Dating und (wie in letzter Zeit ständig) bei Partnerwahl und Evolution. Es gibt in Deutschland inzwischen offenbar Leute, die „klassisches Dating“ als Begriff gebrauchen. Ob sie damit unterschwellig sagen wollen, dass sie ein „besseres“ Dating anbieten würden, ist unklar – klar hingegen ist, dass es in Deutschland gar kein klassisches Dating gibt – mehr dazu in meinem Artikel. Über den Unfug, den Wissenschaftler zur Partnerwahl verzapfen können, können Sie diesmal einen sehr langen Artikel lesen – und Sie werden wahrscheinlich verblüfft sein, womit unsere Forscher so ihre Zeit verbringen.
Hilfreicher war da schon ein Hinweis von Herklopfen über Scammer. Das Problem ist nur: Wir können es in alle Hirne hämmern, dass die süßen schwarzen Frauen, die nichts als Liebe suchen, und denen Alter und Hautfarbe egal sind in Wahrheit junge schwarzhäutige männliche Teenager sind. Die Tatsache alleine, dass sie jung sind, enthebt sie aber nicht von der Schuld, gemeine und hinterhältige Betrüger zu sein. Deshalb: nicht nur „kein Geld für niemanden“, sondern möglichst auch „keine E-Mail an irgendjemanden“, der aus Afrika mit Liebe lockt. Das Gleiche gilt selbstverständlich für Betrüger aus anderen Kontinenten.
So – und nun ganz zuletzt – es gibt sie noch, die teuren Sachen. Zum Beispiel eine Partnervermittlung ab 40.000 USD. Wer da das Näschen rümpft, weil Geld zu Schönheit kommt, sollte sich vergegenwärtigen, dass es noch vor hundert Jahren als ausgesprochen schick angesehen worden wäre, solch eine Verbindung einzugehen – und genau genommen wollen es viel Frauen auch noch heute, denn reich zu heiraten kann auch ein Lebensziel sein.
Ich verabschiede mich für diese Woche erst einmal – wie Sie sicher anhand der wenigen Artikel zu Beginn der Woche gemerkt haben könnten, hatte ich mir auch noch einen Pfingsturlaub im Vereinigten Königreich gegönnt. Dort habe ich gesehen, wie die „Posh“ Girls sich in einer Edelbar präsentieren – sehr interessant.
Ach bitte: Wenn Sie schon Ihre Ideen bei der Liebepur holen, liebe Autorinnen und Autoren, dann bringen Sie doch bitte einen Hinweis bei der Weiterverwendung an: „Gelesen bei Liebepur“ oder „via Liebepur“. Dafür sage ich „Danke schön“.