Gespensterstriptease der Liebe
Wenn ein Gespenst Striptease tanzt, sehen Sie am Anfang die Kleider, ahnen dann die Bewegungen des Körpers und sehen am Ende nichts. Wenn eine Wissenschaftlerin über die Liebe spricht, sehen Sie am Anfang ein Buch, dann ahnen sie noch die Motive und am Ende haben sie nichts von der Liebe gehört.
So ging es mir gestern, als ich im Nachtcafé den Ausführungen von Dr. Ingelore Ebberfeld lauschte.
Wieland Backes hatte in seinem Nachtcafé die Liebe zum Thema erhoben und recht eigenartige Gäste eingeladen. Am glaubwürdigsten wirkte noch Elke Heidenreich, die über Lebenserfahrungen sprechen konnte, ohne dabei peinlich zu wirken – ein Privileg des Alters. Mit ihr kam ihre Ehemann Bernd Schroeder. Den Promi gab Goran Munizaba, dem man ansah, dass er vielleicht etwas zu sagen hätte, aber sie öffentlich nicht traute, dies auch zu tun. Das Ex-Stalkinkopfer und die heutige Stalkinberaterin Susanne Schumacher war interessant, aber fehlbesetzt – ebenso wie Birgit Brückner, eine Frau mit einem schweren und ungewöhnlichen Schicksal, das aber auch nicht ursächlich zu Backes Themenkreis gehörte.
Die bereits erwähnte Dr. Ingelore Ebberfeld kam als Expertin, wich aber jeder konkreten Frage über die Liebe aus und flüchtete sich in fremde Welten – ja, es mag sie geben, die Völker, die kein Wort für die Liebe kennen, aber das nützt den Menschen, die hier und heute Fragen dazu haben, gar nichts. Auch Sven Hillenkamp. Der von der deutschen Kulturkritik hochgelobte Autor, der mit dem Buch „Das Ende der Liebe“ Furore machte, konnte nicht überzeugen – was hauptsächlich daran liegt, dass die These, die er im Buch vertritt, zu dünn ist, um überzeugend vorgetragen zu werden.
Am Ende wussten wir nur eines: Menschen lieben „irgendwie“, aber genau erklären können sie das nicht – und sie müssen es auch nicht. Wissenschaftler hingegen stochern mit der Stange im Nebel herum und finden dann „etwas“, das sie für die Liebe halten und über das sie schreiben können – dass dieses „Etwas“ dann die Liebe ist, die uns Menschen bewegt, muss stark bezweifelt werden.