Mitgliedergrößenwahn: Richtige Analyse – falsche Botschaft
OK Cupid blickt sicher mit etwas Neid auf die Konkurrenz – und die heißt in den USA eHarmony und Match.com. Nun haben US-Amerikaner etwas weniger Berührungsangst dabei, die Konkurrenz zu zerpflücken. Das Blog von OK Cupid, OK-Trends, greift die beiden Dating-Giganten dann auch an ihrer empfindlichsten Stelle an: den vorgeblichen Mitgliederzahlen. Mit mehreren Rechenmethoden beweist OK Cupid, wie die Mitgliederzahlen „getürkt“ werden und beschämt die beiden Konkurrenten damit in Grund und Boden.
Allerdings ist da ein Bittergeschmack im süßen Wein, nämlich die Überschrift des Artikels: „Warum sie niemals für Online-Dating zahlen sollten“. Wenn jemand nämlich glaubt, dass sogenannte „kostenlose“ Seiten auch nur ansatzweise „besser“ wären, ist er auf dem Holzweg. Gerade die kostenlosen Seiten gehen ja davon aus, dass ihre Kunden keinen blassen Schimmer von Ökonomie haben. Aber eine Dating-Seite zu betreiben und für sie zu werben („kostenlos“ allein ist keine Werbung) kostet heute zwischen fünf und fünfzig Dollar pro „Realmitglied“ – je nach Werbeträger auch noch mehr. Das muss erst einmal verdient werden, zumal man inzwischen recht viel Personal hat. Die Legende von dem einzigartigen „Plenty-of-Fish“-Gründer, der allein über seinem Millionenimperium thront, war einmalig und konnte niemals wiederholt werden.
Eine Mitgliederanalyse wie die in den USA durchgeführte ist übrigens leicht für Deutschland nachvollziehbar, wenn Ihnen eine Über-den-Daumen-Rechnung reicht: Teilen Sie den Umsatz, soweit veröffentlicht, durch den Halbjahresbeitrag, dann haben Sie ungefähr die Anzahl zahlender Mitglieder. Sie werden voraussichtlich anschließend so verwirrt sein, dass die Gefahr besteht, vom Stühlchen zu fallen – also halten Sie sich gut an der Schreibtischkante fest.