Die Ex-Hure und Sie – oder: Schon über Dating geschrieben?
Es gibt offenbar etwa 350 staatlich anerkannte Ausbildungsberufe und sicher noch ein paar, wie die Hure und der Schriftsteller, die staatlich nicht anerkannt sind. Warum ich das schreibe? Weil es jetzt ein Buch gibt: „Dating Berlin: auf der Jagd nach Mr Right“. Dort versucht eine Autorin, sich als Ex-Hure darzustellen (was sie vielleicht war, vielleicht aber auch nicht) und ein paar Erlebnisse im „Dating Dschungel“ nachzuvollziehen. Was tatsächlich an diesen Erlebnissen dran ist, kann nicht überprüft werden, aber der Klappentext lässt Schlimmes vermuten: „Witzig, prickelnd und voller Überraschungen – die temporeiche Schilderung einer ungewöhnlichen Partnersuche mitten in Berlin.“
Ach ja, „witzig und prickelnd“ – das ist genau das, was das lüsterne Sensationspublikum über das Dating wissen will – und das Wort „Ex-Hure“ macht sich natürlich auch toll.
Es handelt sich übrigens um dieselbe Sonia Rossi, die es vor einiger Zeit mit einem ähnliche spektakulären Buch „Fucking Berlin: Studentin und Teilzeit-Hure“, sogar in die offizielle Literaturkritik schaffte – in Wahrheit dürfte dieses Buch aber einen ähnlichen sensationslüsternen Leserkreis angesprochen haben..
Nun, Verleger – es wird Zeit, mal die Berufe durchzugehen, nicht wahr? Nachdem Ex-Huren und Ex-Boulevardjournalistinnen schon mal schreiben durften, wie wäre es jetzt mit Friseurinnen, Krankenschwestern, Masseurinnen oder Sekretärinnen, die ihre Partner im Internet suchen? Ich empfehle den Damen folgendes Rezept: immer ein bisschen peinlich, ein bisschen frivol und ein bisschen Liebeskitsch. Vor allem muss die Frau gut rauskommen und die Männer am Ende dastehen wie die begossenen Pudel. Es gibt noch viel zu tun! Es ist zwar schon jeder angebliche „Erlebnisbericht“ geschrieben, aber noch nicht von jeder Berufs- und Altersgruppe – und auch am Rande wären noch etliche Blumenpötte zu gewinnen. Wie wäre es mit „Dating im Lesbendschungel“? Wenn es witzig, prickelnd und „temporeich“ geschrieben ist, lesen es auch Hetero-Frauen – die sind sowieso gerade recht bi-neugierig, wie mir scheint.