Woche 5/2010 in Dating: Presse, Wahrheit und Kuppelstress
Die letzte Phase des Cougars, MILFs und Toy Boys ist noch nicht eingeläutet, denn immer liegt Mrs. Robinson auf der Lauer, um Jüngelchen einzufangen – nur, dass die sich ganz gerne einfangen lassen. Mal aus Liebe, mal gegen Sachleistungen und mal zwecks Weitergabe von Liebeskunst – oh, beinahe vergaß ich es – gelegentlich auch aus wahrer Liebe. Wenn es denn wahre Liebe gibt, denn die WELT hatte sie diese Woche schon auf den Schrott geworfen – genau das arrogante Pressegeschwätz, das die offizielle, gedruckte Presse gelegentlich so unglaubwürdig macht. Der andere Teil der Unglaubwürdigkeit: Von vorwitzigen Presseagenturen verbreitete Meldungen ohne Hintergrundinformation, die dann reißerisch vermarktet werden – das tat letzte Woche fast die gesamte Weltpresse, während eine deutsche Agentur eine Meldung über Sexsucht (Link zur Liebeszeitung) und Internet verbreitete, nach der die Psychotherapeuten in „Deutschland eine Häufung von Sexsüchtigen“ beobachten konnten. Wer braucht da noch Satiren, wenn die Tagespresse sie als seriöse Meldungen vermarktet? Natürlich ist das Internet an allem Schuld, na klar. Inzwischen sind wir ja angeblich die „Eigeborenen des Digitalzeitalters“ und bewegen uns nur noch zwischen Computer und Kühlschrank, den der Bringdienst der letzten verbliebenen analogen Einzelhändler füllt. In der Zentralschweiz ist das Leben noch anders – da sind die Familien so glücklich wie die Kühe und man mokiert sich über die Züricher, die „kuppelgestresst“ sind.
Die große Serie, wie man im Jahr 2010 einen Partner findet, geht weiter mit einem Beitrag über das Profil. Es ist mit Abstand das Ausführlichste, was ich darüber geschrieben habe und dennoch ein Fragment. Die Ergänzung vom Donnerstag zeigt Ihnen, dass nicht alles so heiß gegessen wird, wie man es kocht – ich wende mich dabei ein bisschen an diejenigen Leserinnen und Leser, die nicht vergessen haben, dass wir selbstbestimmte Wesen sind, die sich nicht jeder Tendenz unterwerfen müssen. Inzwischen ist auch nicht mehr ganz so klar, wie heiß die Diskussion um Koydo eigentlich ist. Da ist ein Wirtschaftsunternehmen, und es will geschäftliches Neuland betreten. So weit, so gut – aber ob es richtig ist, sich deswegen mit der ganzen Branche anzulegen? Jedenfalls hat man mal protestiert gegen die Berichterstattung der Presse.
Um noch mal auf den WELT-Artikel zurückzukommen: Ich fand ein Körnchen Wahrheit in einem eher bescheidenen Satz: „Damit Eigenwerbung nicht das Ergebnis verfälscht, ermitteln die Testfragen den eigenen Typ.“ Sehen Sie, und genau mit solchen Themen beschäftigt sich eben nur die Liebepur – und sonst niemand – denn wir als freie Bürger sollten uns nicht von Psychotests diktieren lassen, welche Art von Persönlichkeit wir sind. Natürlich schweigen die Online-Partneragenturen zu solchen Themen – sie sind ihnen peinlich.
Wenn mir irgendeine Presse-Kampagne mittlerweile auf den Keks geht, dann ist es die Werbung für immer neue Seitensprung- und Casual-Dating Agenturen. Ich verkenne ja nicht, dass es möglicherweise sinnvoll sein kann, seine Bettpartner im Netz zu suchen und nicht in der Bar, aber so groß ist der Bedarf nach ONS nun doch wieder nicht, dass wir ständig neue Anbieter nötig hätten. Aus diesem Grund bringe ich viele Nachrichten auch gar nicht – diese hier habe ich ausnahmsweise doch veröffentlicht – und dies dann gleich auch.
Ich frage mich ja manchmal: Was machen die Seitensprungagenturen eigentlich mit den Daten? Zum Teil sind die Profile sogar öffentlich, mit tollen Porträts und genauen Beschreibungen, worauf die Damen und Herren Lust haben – eine Fundgrube für Detektive, zukünftige und bestehende Ehepartner, Personalchefs und andere Leute, die gerne viel mehr über unsere Mitmenschen wissen wollen als nur das Kaufverhalten, das man aus sogenannten „sozialen“ Netzwerken fischt.
Aber hallo – Afrika ruft die Singles mit Afro-Kontakten – Leute, wenn das mal gut geht. Der Weg nach Afrika und von Afrika ist weit, Flüge sind teuer, und wenn man nicht in die Hauptstädte reist, wird man sich vermutlich wundern, wie die Menschen in Afrika leben.
Da sind Fragen wie „To Date or not to Date“ oder „steht sie auf mich“ eher sekundär, nicht wahr? Jetzt muss man sowieso erstmal Olympia, Karneval (bei Stripperinnen bitte mit Tanga) und den Valentinstag unter einen Hut bringen – beim Karneval bitte nicht nur die Pappnase aufsetzten, sondern beim Sex auch der Unterleibsnase eine Verkleidung aka Kondom verpassen.
Satiren schrieb – wie fast immer – das Leben der Werbefritzen: Wir müssen alle viel abergläubischer werden, um die darbende Branche der Hellseher zu unterstützen. Es kann doch nicht angehen, dass diese edlen und wertvollen Menschen demnächst von Stütze aka Hartz IV leben müssen. Ach so – und vergessen Sie nie: Es gibt Männer, die Frauen mit leichtem Moschusgeruch bevorzugen und solche, die Natur pur lieben, auch wenn die Wissenschaft möglicherweise etwas anderes behauptet.
Übrigens: Liebe Blogger-Kollegen und sonstige Mitmenschen, die diese Seite zum Data-Mining benutzen: Ich habe nichts dagegen, wenn Sie von meiner Seite so heftig inspiriert werden – nur hätte ich gerne den Hinweis: „Via Liebepur oder „gelesen in der Liebepur“. Da hoffe ich doch mal, dass das nicht zuviel verlangt ist, oder?