Devote Bürokräfte und Sekretärinnen gesucht?
Am Ende des 19. Jahrhunderts war es nicht unüblich, sich private Mätressen über Stellenvermittler zu suchen. Eine Dame, die sich damals als Privatsekretärin bewarb, erhielt von einer Stellenvermittlerin folgenden Bescheid:
Teilen Sie mir Näheres über ihren Busen und ihre sonstigen Formen mit. Wenn Sie einen schönen und vor allem festen Busen haben, kann ich Ihnen sofort mehrere höchst angenehme Stellen zu durchweg distinguierten Herren vermitteln.
Wer nun dachte, die Zeit solcher „Anstellungen“ sei vorbei. Der sollte einmal ins Internet schauen. Auf eine Anregung der erotischen Telefon-Dienstleisterin (Senderin) Camdy fand ich allerlei „interessante“ Stellenangebote.
Da sucht zunächst ein nicht näher bezeichneter „dominanter Chef“ aus Berlin in mehreren Medien eine Büroaushilfe, die entweder als „devot“ oder als „mit netten Kurven ausgestattet“ beschrieben wird und „aufgeschlossen“, „sexy“, „anpassungsfähig“ und selbstverständlich „diskret“ ist. Da der Herr großzügig ist, nimmt er auch „Unerfahrene zur Ausbildung“.
Ein anderer Herr aus Wien gibt sogar eine „Stellenbeschreibung“ der gewünschten Dame an: Diesmal wird eine Sekretärin gesucht, die für Büro, Rechnungslegung und Schriftverkehr zuständig sein soll – vorsichtshalber soll sie ungebunden sein, dafür aber flexibel und „belastbar“ – und ebenfalls mit „devoten Neigungen“, die sich dann gleich auch in einer „Wohnmöglichkeit“ ausleben lassen. Die Krönung: „Der Job ist als Nebenjob geeignet als Arbeitsloser, Sozialhilfeempfänger“.
Wenigstens gut zahlen will ein Schweizer Unternehmer: er bietet ein „überdurchschnittliches Einkommen“ für eine Privatsekretärin die PC-, Buchhaltungs- und Sprachkenntnisse aufweist, attraktiv und schlank ist und vor allem – Sie ahnen es – äußerst devot, um „Ihrem Chef auch privat während der Arbeit zur Verfügung zu stehen“.
Sehr spezifisch sucht auch ein „dynamischer deutscher Unternehmer“, dem eigentlich egal ist, ob eine Sekretärin kommt oder jemand der einen „Ausbildungsplatz“ sucht. Hauptsache: Sie ist devot oder Submissiv, und vor allem in „jeder Hinsicht“ („jeder“ dort in Großbuchstaben) lernwillige Frau. Nicht sehr wählerisch ist er bei der Vorbildung – und auch „Alter und Aussehen“ spielt eine untergeordnete Rolle.
Wir geben hier niemals moralische Wertungen – aber es scheint an der Zeit zu sein, dass zumindest entsprechende Stellen-Portale endlich die nötige Selbstkontrolle ausüben, um derartige Anzeigen zu unterbinden.
Zitaten-Quellen: Eduard Fuchs, Sittengeschichte, Dritter Band, Seite 414, bei den aktuellen Anzeigen wurden die Quellen aus Datenschutzgründen weggelassen.
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