Kann man flirten lernen?
Ein Artikel meiner Kollegin Monika Behrendt hat mich veranlasst, Ihnen einmal etwas über die Möglichkeiten und Grenzen von Flirtseminaren zu schreiben.
Das Hauptproblem beim Flirt liegt, wie es mir scheint, darin, dass der Begriff inzwischen dehnbar wie eine Kaugummiblase ist. Mittlerweile hat man für den Flirt folgende unterschiedliche Definitionen:
1. Die nonverbale oder analoge Kommunikation, die dem Flirt vorausgeht. Auslöser und Initiator ist fast immer die Frau.
2. Die verbale oder digitale Kommunikation mit dem Ziel, einen Menschen positiv für sich zu beeinflussen und näher kennenzulernen.
3. Eine Gesprächsform, die mit spielerisch mit dem Gedanken an Erotik und Sexualität umgeht.
Ist dieses Flirten nun erlernbar? Neben den aufdringlichen PUAs (nur für Männer) werben auch Flirtschulen um Menschen, die sich vermittels des Flirts Beziehungen und Partnerschaften aufbauen wollen. Üblicherweise beginnen diese Seminare damit, die eigene Persönlichkeit besser zu erkennen, die Blockaden (Ängste) beim Flirt zu überwinden und eine positive Ausstrahlung zu bekommen. Dann wird zumeist das Flirtverhalten von Frauen und Männern demonstriert, um dieses schließlich theoretisch und praktisch zu optimieren. Die Seminare enden zumeist mit Vorschlägen, wie man den Flirts in ein „echtes Date“ verwandelt.
Es dürfte keine Frage sein, dass von Flirtseminaren in erster Linie Frauen profitieren. Viele Frauen wissen tatsächlich nicht, welche Flirtsignale sie aussenden, und wie sie diese abmildern oder verstärken können. Dies kann aber mit Hilfe von Videoaufzeichnungen in kürzester Zeit dokumentiert werden – und in „Hausaufgaben“ vor dem Spiegel lässt sich das Verhalten relativ leicht optimieren, bevor Frauen zu eigenständigen „Feldversuchen“ übergehen. Männer könnten alledrings lernen, die Flirtsignale besser zu deuten – das wäre für sie ein Gewinn.
Bei der Blockade, also der Angst vor dem Ansprechen, habe ich bedenken, ob sich dies innerhalb eines Wochenendes ändern lässt – bestenfalls kann der Vorsatz dazu gefasst werden. Tatsächlich wäre aber ein anschließendes Verhaltensänderungsprogramm nötig, das erfahrungsgemäß nur wenige Teilnehmer auch wirklich absolvieren.
Ganz allgemein gilt ein Bonmot, das ich Ihnen nicht verheimlichen will:
„Demonstriert ist noch nicht verstanden, verstanden ist noch nicht einverstanden, einverstanden ist noch nicht angewendet, und es einmal angewendet zu haben, bedeutet noch lange nicht, dass ein neues Verhalten auch beibehalten wird.“
Selbstverständlich können also Flirtseminare wirksam sein – ja, sie können sogar Ihr Leben verändern – aber völlig unabhängig von der Art des Seminars und der Fähigkeit der Trainerin oder des Trainers muss man nach dem Seminar erheblich an sich arbeiten, damit das Erlernte auch in die Realität umgesetzt werden kann.
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