Wenn er nicht über Bindung spricht – oder sich „nicht committet“
Na, haben Sie Ihren Freund schon mal gefragt, ob er sich nicht „committet“? Zuerst mal: Wenn Sie das Wort nicht kennen, bedeutet das nicht, dass Sie blöd sind – blöd sind vielmehr die Anderen, dies so ein Wortgelumpe verwenden. Das Wort stammt – wie könnte es anders sein – aus der verballhornten Geschäftssprache und bedeutet „sich binden“.
Nun, die Sache steht in „fem – frauen können immer“ und eine gewisse Tanja hat da eine Frage: Die kennt ihren Mann nämlich „schon“ vier Monate und erwartet jetzt wohl so etwas wie einen Heiratsantrag – oder jedenfalls so etwas in der Art. Zur Erinnerung: Noch vor etwa einem halben Jahrhundert hätte man so etwas eine „Verlobung“ genannt.
In der Zeitschrift „fem“ werden jeweils zwei Antworten gegeben: die eines „Experten“ und die eines „Laien“. Der Titel dort beinhaltete übrigens „Männer verstehen“ – deswegen habe ich ihn überhaupt vor die Nase bekommen.
Wie sehen die beiden Ratgeber nun das Problem?
Nun, beide sehen es recht kompliziert. Der Experte sagt, dass Frauen „tendenziell eher feste Bindungen präferierten“, während Männer davor zurückschrecken würden.
Der Laie drückt es noch komplizierter aus: „Die Frau hat einen wesentlich längeren Kriterienkatalog, der erfüllt werden muss, bis sie ein Commitment als Commitment akzeptiert“.
Was raten nun die beiden?
Der promovierte Psychologe rät dazu, nun die Karten auf den Tisch zu legen und über die gemeinsame Beziehung zu reden. Der Laie (Unternehmer) hingegen hat eine ganze Anzahl praktischer Ratschläge, die halbwegs aus dem Leben gegriffen sind – die sollten Sie schon selbst lesen, sonst werde ich hier noch bezichtigt, bei anderen abzuschreiben.
So, und nun fragen Sie sich sicherlich: Was hätte die “Liebepur“ eigentlich zu dem Problem gewusst?
Das Problem sehe ich in der Eile, mit der die die junge Dame (29) an die Sache herangeht. Aus unserer Erfahrung wissen wir hier bei der Liebepur, dass die meisten Beziehungen nach und nach „festgeschrieben“ werden. Vier Monate sind daher eine relativ kurze Zeit, wenn das Ziel eine spätere Heirat ist. Nach vier Monaten die Gretchenfrage zu stellen, ist also zu früh.
Die Lösung für die junge Dame sehen wir hier in einer Verbindung beider Tipps. Allerdings widerspreche ich hier deutlich dem Fachmann: Die Karten klar auf den Tisch zu legen, bringt in dieser Situation gar nichts, denn Männer lieben keine „Beratungsgespräche“ – und nach vier Monaten des Zusammenseins sind sie nach meiner Ansicht Gift für die Beziehung. Nützlich kann aber sein, den anderen „über den Zaun zu heben“, also Gespräche nach der „was wäre, wenn …“ Methode zu führen.
Sehr interessant ist hingegen der pragmatische Rat, den der Laie gibt, und den ich hier einmal auszugsweise zitiere:
Nutzen Sie die normative Kraft des Faktischen und schaffen Sie nach und nach Situationen, die verbinden.
Ob sich nämlich eine Beziehung als tragfähig erweist, zeigt sich so gut wie immer am Alltag. Die meisten Frauen wissen damit umzugehen und testen ihre neuen Freuden ausführlich aus, ohne dass sie es merken. Aus seinen Reaktionen auf Konkurrentinnen, Kinder, Brautpaare, Immobilien, Haushaltsgegenstände, Kochrezepte und tausend andere vorgebliche „Nebensächlichkeiten“ macht sich die Frau dann ein Bild davon, wie seine Bindungsqualitäten aussehen könnten.
Das „darüber Reden“ sollte immer ganz zuletzt kommen: Es kann nämlich nur drei Konsequenzen haben: Entweder er macht einen Heiratsantrag (oder jedenfalls so etwas Ähnliches) oder er sucht sich eine andere.
So: Nun sind Sie dran. Was meinen Sie? Sollte man einen Mann schon nach vier Monaten zwingen, sich klar zum Fortgang der Beziehung zu äußern?
Ich bitte um Antworten.