Die Liebe ist nichts als die Liebe
(liebepur, 09.09.2009) Liebepur-Autor Gebhard Roese behandelt das Thema, aus dem heraus die „Liebepur“ begründet wurde: die Liebe und nichts als die Liebe. In diesem Beitrag beschäftigt er sich mit der Liebe als „unordentliches Gefühl“ und verweist darauf, dass Ratgeberliteratur zur Liebe am besten auf der Mülldeponie aufgehoben ist.
Es gibt kaum ein Thema, das man so lang, so umfassend, so sprachgewandt und so poetisch beschreiben kann wie die Liebe. Mindestens drei Wissenschaften pokern miteinander um das Privileg, sie in Besitz zu nehmen – wie meine Leserinnen und Leser wissen, nicht unbedingt zum Vorteil der Menschheit. Die Liebe ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Verkaufsschlager: Kaum ein populäres Lied besingt etwas anderes als die Liebe, und auch Liebeschnulzen in Form von Büchern und Filmen hat stets Konjunktur. Bleibt eine letzte Branche zu nennen: Die Ratgeberliteratur, angefangen von den unsäglichen Frauenzeitschriften und ihrer ständigen Betrommelung der weiblichen Psyche bis hin zur Ratgeberliteratur, die besondere gern genommen wird, wenn sie „humorvoll“ ist. Auf die Inhalte scheint es den Autoren gar nicht anzukommen – und was sie zu sagen haben, ist ohne hin nicht sehr originell.
Was ist die Liebe? Sie ist eine Sammelbezeichnung, die alles Subsummieren kann, was Menschen aneinanderkittet: Mit Mutterliebe, Geschwisterliebe, Freundesliebe und dergleichen beginnt es, und mit der Pubertät wandelt es sich, vermischt sich mit anderen Gefühlen und wird auf diese Weise zu einer unerklärbaren Suppe, deren Zutaten schrankenlose Geilheit, Bindungs- und Kinderwünsche, Romantik und eben auch sehr viel Egoismus sind.
Liebe ist nicht nur ein „unordentliches Gefühl“, wie es in einem Buchtitel heißt, Liebe ist eine Ansammlung ungeordneter und nicht beschreibbarer Gefühle. Dabei stoßen wir auf ein Grundproblem der Psychologie wie der Literatur: Gefühle sind unteilbar, und sobald wir versuchen, sie zu beschreiben, verlieren sie ihren wesentlichen Inhalt, nämlich die tief in uns wurzelnden Empfindungen. Dichter und andere Autoren glauben, sie könnten diese Gefühle dennoch vermitteln. Sollen sie es ruhig weiterhin glauben: Wir lesen fast alle gerne schöne Liebesromane, in denen wir einen Teil von uns wiederfinden – aber eben nicht uns selbst.
Was ich Ihnen damit sagen will? Lesen Sie am besten gar keine Ratgeber über die Liebe. Der einzige verlässliche Ratgeber in der Liebe ist Ihre spontane Intuition, und eine Anleitung dazu suchen Sie in der Ratgeberliteratur vergeblich – also ist der beste Ort dafür die Mülldeponie. Lieben Sie, verlieren Sie dabei vorübergehend den Verstand, erfreuen sie sich Ihrer Gefühle und leiden Sie bisweilen. Das alles gehört dazu.
Wenn Sie beginnen, über etwas nachzudenken, was die Liebe betrifft, dann sind sie bereits beim Nachdenken über eine Beziehung – und dann heißt es: Die erhitzten Gefühle zu Erden und wieder die Verbindung zum Verstand herstellen.