Der Seitensprung – vom Moses bis in die Neuzeit
Die Zeiten mögen hart sein, die Paare wieder mehr zusammenwachsen und sich auf die Wirtschaftsgemeinschaft besinnen, die sie eben auch miteinander bilden – doch eine weiche Stelle bleibt: der Seitensprung.
Darüber schrieb die ZEIT ins Sommerloch hinein – wer wollte es den Kolleginnen und Kollegen dort verdenken?
Diesen Spruch kannte ich noch nicht (Zitat aus der ZEIT):
„Die Schauspielerin Claudia Cardinale sagte einmal den schönen Satz, dass die Ehe dann am besten funktioniere, »wenn beide Partner ein bisschen unverheiratet bleiben«“
Auch in Wien scheint man ähnlicher Auffassung zu sein: „Verheiratet ist nicht gestorben“, sagte mir dort einmal eine 40-Jährige, als ich sie auf ihre heftige Flirttätigkeit ansprach.
Übrigens ist „Ehebruch“ in der Geschichte der Menschheit (und auch der Religion) sehr unterschiedlich beurteilt wurde, und insbesondere die bigotte Gutmenschenschaft, die sich immer auf das Alte Testament, sollte inzwischen wissen, dass „Ehebruch“ zu Moses Zeiten etwas ganz anderes war als heute.
Sagte ich gerade Geschichte? Auch im christlichen Abendland wurde noch „zur Linken“ geheiratet, woraus manche „Kegel“ entstanden, und als dies ausgemerzt wurde, nahm man sich eben Mätressen oder notfalls auch mal Bauerntöchter.
Erst, als die bürgerliche Fassadenmoral die leichtfüßigere Moral des Adels übertrumpfte, waren Seitensprünge offiziell tabu – doch weder die Herren noch die Damen zeigten sich hinter den Kulissen sehr beeindruckt davon. Der Herr versuchte sich beim Dienstmädchen, die Dame besserte gelegentlich das Nadelgeld durch kleine Liebesgaben von Herren auf – von wilden, romantischen Amouren mit jungen Offizieren und Künstlern einmal ganz abgesehen.
Dennoch sind Seitensprünge selten zu empfehlen. Denn konnten die alten Fürsten damit noch nonchalant umgehen, so plagten die Bürgerinnen und Bürger bereits Gewissensbisse. Heute hört man mit Recht wieder kritische Stimmen über „arrangierte Seitensprünge“ – nicht aus moralischen Gründen, sondern weil sie nicht wirklich so lustvoll sind wie die Affären in alten Zeiten. Einen Kaffee zu trinken und dabei zu entscheiden, ob man mit einer Person „Sex haben“ will, ist auch meiner Meinung nach ziemlich unerotisch.