Gehirnchirurgie schützt nicht vor Dating-Misserfolg
Mir ist nicht so recht klar, warum Menschen immer wieder ihre zumeist selbst verursachten Misserfolge herausposaunen müssen. Vermutlich ist es ein Webfehler in der Entwicklung des deutschen Journalismus – oder sollte es gar ein „typisch deutscher“ Defekt sein?
Ich hasse es, ständig zu zitieren, aber was bleibt mir übrig? Also zitiere ich mal die unbekannte Gehirnchirurgin, die dies schrieb:
„57 Kontakte in zwei Wochen. Der Älteste war 56, unter 30 keiner dabei. Eine Veteranin erzählt, dass sie 55 Anfragen an einem Tag erhielt, und das 1999, im Steinzeitalter des Internets. Nur eine vorsichtig anzügliche E-Mail war dabei, zwei Minuten nach Einstellen eines Fotos.“
Daran entdecke ich gleich zwei Webfehler: Wenn das „Kontakte“ sind, dann ist der Begriff recht weit gefasst oder sagen wir mal: Wenn mir 57 Leute ein Werbemail schicken, dann haben sie mich zwar alle kontaktet, ich hatte aber noch mit niemandem Kontakt. Der zweite Webfehler: Vergleiche sind unzulässig. Jeder sucht für sich, und wenn ich richtig gelesen habe, hat die Damen nicht einmal gesucht.
Berichterstattung 2009 zu einem sensiblen Thema: Irgendwelche Leute haben irgendwo etwas gesagt – so leiert sich der Bericht durch die Zeilen – und die Leute, die dort etwas gesagt haben, können gar nicht recht haben.
Das Fazit? Wir müssen länge lesen, bevor wir erfahren, dass wir den Bericht besser gar nicht gelesen hätten: „Oder aber man lässt das alles bleiben. Man kann sich für die 125 Euro, die ein Flirtmarathon kostet, auch etwas anderes Tolles kaufen. Zum Beispiel Schuhe“.
Klar, dass Schuhe besser ankommen, wenn man Schuhe will – denn dann kann man wenigstens hohnlachend Verkäuferinnen nerven. Bei der Partnersuche erwartet man aber einen erheblichen emotionalen und pragmatischen Eigenanteil – und wer den nicht mitbringt, sollte vielleicht besser aufgeben, über Datingerfahrungen zu schreiben.
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