Wer schreibt für liebepur?

TopBlogs.de das Original - Blogverzeichnis | Blog Top Liste

Sex und Journalismus: Frauen, Intelligenz und Orgasmen

Dass Forscher ziemlich dürftige Studien noch über das Vehikel „Sex“ verkaufen können, verwundert kaum: Man sieht seinen Namen und den Namen des Instituts, für das man forscht, gerne in der Presse.

Nun müssen nur noch zwei Schritte dazu kommen: Die an sich belanglose Tatsache, die man beforscht hat, muss man Journalisten erzählen. Die machen dann genau das daraus, was man will: eine Sensation. Was noch fehlt, ist die Überschrift: Dort kann man durch Kürzungen dann alles weglassen, was als Information wirklich nützt, und sich mit billigen Tricks der Werbebranche behelfen.

Die „Augsburger Allgemeine Zeitung“ macht es vor und titelt: „Intelligente Frauen haben besseren Sex“. Diese Überschrift wird bestenfalls noch von BILD übertroffen: „Dumm sext gut, schlau sext besser“. Dass man auch nachdenken kann, bevor man schreibt, beweist FOCUS, der titelt „Einfühlsame haben mehr Sex“. Eine kritische Würdigung finden wir in der deutschen Presse nicht, diei davon offenbar überfordert ist.

Im Text weiß es dann sogar BILD richtiger: „Frauen mit einem hohen EQ (Emotions-Quotienten) haben dreimal öfter einen Orgasmus als jene mit einem niedrigen“.

Vielleicht sollten sich die Damen und Herren Redakteure einmal vorher informieren, bevor sie Blödsinn in ihre Titel aufnehmen: zwar gilt der „EQ“ als eine Form zur Messung einer vorgeblichen emotionalen „Intelligenz“, er hat aber mit dem „IQ“ (klug oder schlau sein) nichts zu tun. Zudem: Ist der IQ schon umstritten, so wird der EQ als Maßstab heftig kritisiert. Nicht einmal die Fachleute sind sich einig, wie man den EQ genau feststellen kann. Besonders umstritten ist, ob es sich dabei überhaupt um „Intelligenz“ handelt oder um einen wissenschaftlichen Popanz, der erfunden wurde, um sich in der Welt der Wissenschaft zu profilieren.

Was nun die Studie betrifft: Wenn es tatsächlich zutrifft, dass Menschen mit sogenannter „Emotionaler Intelligenz“ besser mit ihren Gefühlen zurechtkommen, dann liegt auf der Hand, dass sie ihre Gefühle auch besser erleben, und dann ist mindestens sehr wahrscheinlich, dass sie auch bessere Orgasmen haben können. Alles, was über diesen Punkt hinausgeht, ist Spekulation.

Abgesehen davon: Jede dieser angeblich wissenschaftlichen Thesen kann man auch umkehren: Frauen, die mehr Orgasmen haben, sind in der Regel zufriedener. Man hätte also schreiben können: „Guter Sex macht schlau“ und hätte dabei die gleiche Quelle benutzt wie die Journalisten, die offenbar vergessen haben, ihren IQ zu benutzen, also sie vom EQ geschrieben haben.

Besonders scharf und wissenschaftlich fundiert hat die Studie übrigens Dr. Petra Boynton krtisiert, die in ihrem Blog gleich zwei Artikel darüber verfasste (1) (2).
Bookmark and Share

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mehr aus der Rubrik:
liebesmüll

 Neue Kuppelshow mit dem Adel bei SAT1
   (9. April 2009)