Heiratsanzeigen im Bürgertum: Mitgift, Christen und Arier
Die Vorgänger der Singlebörsen hießen Kontaktanzeigen, zuvor auch „Heiratsanzeigen“. Ein österreichischer Redakteur hat die Archive durchwühlt und dies gefunden:
„Die Rubrik Heiratspost dient nur der Anbahnung von Ehen. Aus dem Inseratentext muss entweder die Heiratsabsicht oder der Wunsch nach einer eindeutig nur ehrbaren Bekanntschaft hervorgehen.“
Was damals (1934) gefragt war, mag den heutigen Betrachter überraschen, aber es zeigt, wie sich das Bild der partnersuchenden Frau verändert hat:
„Frau, hübsche Erscheinung, ledig, Christin, 35 Jahre, sehr wirtschaftlich mit Ersparnissen und Wäscheausstattung, wünscht Ehebekanntschaft mit einem pensionsberechtigten Herrn.“
Noch etwa 30 Jahre zuvor waren Jüdinnen in Österreich und Deutschland als Ehefrauen sehr gefragt, während in den dunklen Zeiten der deutschen und österreichischen Geschichte zunehmend das Unwort „Arier“ benutzt wurde.
Allerdings verlangte man in der bürgerlichen Glanzzeit, die bis zum Ersten Weltkrieg reichte, etwas mehr als nur „Ersparnisse und Wäscheausstattungen“: Töchter konnte man nur „loswerden“, wenn der Vater eine erhebliche Mitgift aussetzte.