Online-Dating und Kulturschock

Online-Dating ist Teil eines Paarungsverhaltens, auf das wir kulturell kaum vorbereitet sind. Im Allgemeinen kennt die Kultur der letzten beiden Jahrhunderte nur zwei Formen der Paarung: die arrangierte Ehe und die Liebesheirat. Dabei entstand die arrangierte Ehe zumeist aufgrund elterlicher Bemühungen, die Tochter „unter die Haube“ zu bringen, während die Liebesheirat dem Bestreben romantischer Kräfte entsprang, die Begegnungen auf günstige Zufälle oder Schicksalswinke zurückzuführen. Diese widerstrebenden Kräfte wirkten bis ins 20. Jahrhundert hinein. Anzumerken wäre dabei, dass auch viele der nicht arrangierten Ehen im 19. Jahrhundert bereits nach sehr kurzen Begegnungen zwischen den Partnern verabredet wurden. „Beim zweiten Treffen haben wir uns verlobt“, schrieb mein Urgroßvater in sein Tagebuch.

Weil es keine kulturellen Vorgaben gibt, muss man einen eigenen Weg zum Online-Dating zu finden, der offenbar vielen Menschen schwer fällt. Wer aber seine Chancen auf diesem Gebiet wirklich nutzen will, sollte sich ganz auf die wichtigste Bedingung einlassen: die selektive Partnerwahl aufgrund von Eigenschaften.

Die Anbieter wissen das, gehen aber damit nicht in die Werbung. Sie suggerieren vielmehr, es ginge dabei um das Flirten, die große Liebe oder den Traumpartner. Man entlehnt das Vokabular dabei überwiegend der Zeit der romantischen Partnersuche. Die Kunden haben teilweise ebenso fragwürdige Sichtweisen: Die einen (meist Männer) meinen, dass insbesondere Singlebörsen Kataloge wären, aus denen man sich Partner herauspicken könne – und sind enttäuscht, wenn sich ihre Wunschpartner nicht einmal verabreden wollen. Die anderen (meist Frauen) sehen die Sache so, als ob man seinen Marktstand aufbaut und darauf wartet, dass Kunden nach der Ware fragen.

Damit Sie nun Ihre Chancen verbessern können, hier die wichtigsten Tipps bezogen auf die kulturellen Veränderungen beim Online-Dating:

1. Immer selbst suchen, nie finden lassen.
2. Kriterien festlegen und gezielt danach suchen.
3. Zügig vorgehen: Kontakten – Telefonieren – Verabreden.
4. Darauf vorbereitet sein, mit jemandem auszugehen.
5. Jedes Treffen als Chance sehen, aber nicht als Ergebnis der Suche.

Wichtig ist aber vor allem, eine innere Einstellung zu gewinnen, die etwa lauten könnte: „Ich nehme mir die Zeit, einen Partner zu suchen und habe Geduld dabei. Ich treffe dabei auf Menschen und lerne etwas über sie. Ich erwarte nicht, dass ich sofort den richtigen Partner treffe, und stelle mich darauf ein“.

Wenn Sie es in dieser Weise versuchen, trifft sie der Kulturschock nicht, der gelegentlich Menschen befällt, die weiterhin von der zufälligen. romantischen Partnersuche träumen. Sie werden erleben, dass Ihre Art der Partnersuche ebenfalls ihre lustvollen und romantischen Seiten hat, und Sie werden sehen, dass man diese durchaus genießen kann.