Internetdating – kein Platz für Cinderella
Wie schön, wenn Erfahrungen sprechen. Jedenfalls sprechen sie mit einem Schriftsteller, der auf den Namen Roland Quant hört. Oh, keine Angst – wir konkurrieren nicht. Er schreibt Bücher, ich schreibe für den Alltag.
Also lassen wir die Erfahrungen mal sprechen:
„Meine Erfahrungen in diesem Bereich sagen mir, dass 80% der Nutzerkarrieren beim Internetdating sehr gleichförmig verlaufen … Es beginnt immer und bei allen mit einer Art nicht akzeptierter Einsamkeit und natürlich mit großen Träumen. Und das Tragische ist, dass weder das Eine noch das Andere im Verlauf einer Nutzerkarriere völlig auszurotten ist, weder Einsamkeit noch Träume kommen zum Verschwinden“.
Ich versuche einmal, dagegen zu halten:
Wer auch nur einen Restbestand an Selbstbewusstsein hat, wird sich weder auf den Begriff „Nutzer“ noch auf eine „Nutzerkarriere“ festlegen. Der Mensch, der sich auf die Partnersuche begibt, ist ja nicht „Nutzer“, ja nicht einmal „Mitglied“. Er kauft sich eine Dienstleistung, von der er hofft, dass sie ihm Nutzen bringt. In erster Linie aber bleibt er Arzt, Abteilungsleiter, Unternehmerin oder Sekretärin. Es ist, wie ich meine, ein schwerwiegender Fehler, den Menschen, die im Internet suchen, Einsamkeit zu unterstellen. Sie haben vielmehr den Entschluss gefasst, einen Partner zu suchen. Solche Entschlüsse benötigt man, um Ziele zu erreichen. Mir ist fremd, dass Partnersuchende „natürlich mit großen Träumen“ an die Aufgabe herangehen. Es mag sein, dass ein paar Cinderellas unter den Damen sind, die von ihren Jungenmädchenträumen nicht loskommen, und es ist sicher richtig, dass bei vielen Menschen die Erwartungen etwas zu hochgeschraubt sind. Aber Träume sind keine Erwartungen.
Auch das, was Herr Quant sonst schreibt, entspricht nicht den Erfahrungen, die „typisch“ für die Internet-Partnersuche sind – sondern eher ein paar gängigen Klischees, deren Gegenstücke tatsächlich im Netz zu finden sind – aber dabei handelt es sich um wenige Exemplare der Gattung Mensch. Natürlich habe auch ich sie einmal getroffen, die 35-jährige Cinderella die „ihre Einsamkeit in einem realisierten, lebenslangen Traum auflösen“ wollte. Dann trinkt man eben einen Kaffee mir ihr und sagt: „Danke, es war nett Sie kennengelernt zu haben, aber ich fürchte, ich bin nicht der Mann, den Sie suchen“ und sorgt dafür, dass man einem Exemplar dieser Art nie wieder begegnet.
Das Leben ist oft viel einfacher, als man denkt. Einen Partner zu suchen, ist ein Entschluss, ein Internet-Dienstleister das Vehikel und die gelungene Paarung das Ziel. Wenn man dies im Auge behält, erträgt man auch die verschwendete Zeit mit der 35-Jährigen, die einen Mann mit Vermögen und BMW-Cabrio sucht.
Lesen Sie bitte nach bei Roland Quant.
Via: Lustgespinst