Harmonie in der Partnerschaft ist zweitrangig
Die Befürworter von völliger Harmonie in Partnerschaft und Ehe könnten theoretisch von jeder lebensklugen Putzfrau widerlegt werden – nur zählen Putzfrauen eben nicht sehr in der Gesellschaftsordnung, die immer mehr von eigenartigen Forschern geistig durchseucht wird – und die predigen dann eben auch die perfekte Harmonie als Königslösung für die Ehe.
Doch es gibt auch genügend ernsthafte Forscher, die noch über genügend Bodenständigkeit verfügen, um der Realität ins Gesicht zu sehen. Einer davon ist offenbar der Arzt, Psychologe und Buchautor Dr. med. Arnold Retzer. Der Autor, der sich nicht mit populistischen Phrasen, sondern mit sorgsam erarbeiteten Theorien der Familientherapie beschäftigt, wurde gerade im „Schwarzwälder Boten“ hervorgehoben.
Die Zeitung veröffentlichte dazu einige markante Sätze, die manchem der Weichspülpsychologen in den Ohren klingen mögen:
„Mit jeder Hochzeit heiratet man ein paar unlösbare Probleme. Wenn ein Partner diese lösen möchte, hat die Partnerschaft schon einen Knacks“, sagte der 56-jährige Therapeut, der sich der sich sehr engagiert der Familientherapie verschrieben hat, und fuhr fort: „Die Chance jeder Beziehung (besteht darin, dass …) akzeptiert wird, dass eine gute Ehe oder Partnerschaft nicht aus völliger Harmonie besteht, sondern auch aus Widerspruch und Unterschieden“.
Natürlich mag es abweichende Meinungen dazu geben, und sie mögen ebenfalls irgendwie begründet werden können: Tatsache aber bleibt, dass viele Menschen auf den Harmoniekitsch hereinfallen, der von den Weichspülern so gerne unters Volk gebracht wird. Es ist eben einfacher, auf „Traumfrauen“ und „Traummänner“ zu hoffen oder sich von der „perfekten Harmonie“ einlullen zu lassen, statt sich mit einer Zukunft konfrontieren zu lassen, in denen eines sicher ist: Konflikte.