Reinfälle beim Internet-Dating – mit Webcam vermeidbar?
Es gab in den letzten Tagen eine Pressemeldung, die so einseitig und fadenscheinig war, dass ich sie gar nicht bringen wollte – aber nachdem sie Kollegen gebracht haben will ich Sie Ihnen nicht vorenthalten.
Es geht um das inzwischen von zahllosen Autorinnen und Autoren überstrapazierte Thema „Enttäuschungen beim Online-Dating“ unter der reißerischen Überschrift “58% der Singles fallen auf der Suche nach Liebe im Internet auf Dating-Lügen rein“ heißt es im Beitrag:
„Laut (einer) Studie von Logitech wurden 58% aller Europäer, die online ein Date verabredet haben, von ihrem potenziellen Partner enttäuscht. An der Spitze liegen hier die Italiener: Ganze 72% der Befragten wurden bereits Opfer von Dating-Lügen. Im Vergleich dazu erklärten 58% der Deutschen, 56% der Franzosen und 55% der Briten, das gleiche Schicksal schon einmal erlitten zu haben.“
Ach, das schwere Schicksal, mal zu einem Date gegangen zu sein und „enttäuscht“ zu werden – da kommen einem ja die Tränen.
Doch Webkamerahersteller Logitech weiß natürlich, wie man dem abhelfen kann: durch Webchats mit Kamera. Wie auch schon andere behauptet haben (und natürlich insbesondere die Betreiber einschlägiger Webseiten) ist die Webkamera die Lösung: Logitech legt jedenfalls satte Prozentzahlen vor, was Menschen in Europa vielleicht machen könnten, machen würden, wenn sie denn ein Date wollten und eine Kamera hätten. Fragt sich natürlich, warum sie es nicht längst tun, wenn es denn so wertvoll ist – denn die Hürde ist ja nun wohl nicht der Erwerb einer Webkamera, sondern die Preisgabe seiner Person inklusive Details der Wohnungseinrichtung an eine ziemlich beliebige Öffentlichkeit – das haben offenbar selbst die Befragten nicht bedacht. Wem das Wort “beliebig“ nicht gefällt, der kann gerne einen Blick in die Praxis solcher Camchats werfen.
Das Beispiel zeigt, wie inzwischen jeder in das Online-Dating hineinfunken will – und so muss man sich dann auch wohl noch die Meinung eines gewissen Frederic Boutin antun, dem europäischen Produkt Manager der Logitech Internet Communications, der sich als „Datingexperte“ outete:
„Lernen wir aber jemanden online in einem Video-Gespräch kennen, dann können wir unser potenzielles Date auch auf optische Kriterien hin sorgfältig auswählen und gegebenenfalls den Zeit- und Geldaufwand sparen, der mit dem Arrangement eines ersten Treffens verbunden ist“
Leider schreibt Herr Boutin nicht, wie oft er seine „potenziellen Dates“ schon selbst per Webcam „auf optische Kriterien hin sorgfältig ausgewählt hat“. Es wäre sicher interessant gewesen, zu erfahren, wie weit die „Erfahrung“ dieser Art von Leuten wirklich reicht.
Quelle: Umweltruf
Via Google RSS, auch zitiert in Datingzweinull.