Feindbild Online-Dating: wenn Frauen ihren Frust ablassen
Zumeist versuche ich, den Dingen noch etwas Gutes abzugewinnen – aber irgendwann hört der Spaß auch bei mir auf. So ging es mir, als ich jetzt einen neuen Anti-Online-Dating-Artikel las.
Wieder ist es eine Frau, wieder werden seriöse Singlebörsen an den Pranger gestellt und wieder sind es Erlebnisse von einer Art, die man überhaupt nur dann haben kann, wenn man auch sonst im Leben einige fragwürdige Dinge erlebt. Ja – und wie immer, sucht man den Fehler nicht bei sich selbst, sondern beim Online-Dating, dem wehrlosen, anonymen Buhmann, bei dem man nach Belieben seinen Frust loswerden kann.
Wie groß wäre Ihre Chance, einen Alkoholiker zu treffen, der Pornoproduzent ist, vorgibt, 32 zu sein und aussieht wie 52? Sie ist so gut wie nicht vorhanden – doch merkwürdigerweise sind es immer wieder Autorinnen und Kolumnistinnen, denen solche Männer begegnen.
Das Problem sind nicht diese Frauen – sie schreiben vermutlich, weil ihnen ihre Verleger oder Freunde einflüstern: „Schreiben Sie etwas Schlechtes über Online-Dating, das ist gerade groß in Mode“. Nein, das Problem sind die Menschen, die so etwas lesen wollen: „Ey, da können Sie mal sehen, was da für Scheißtypen herumlaufen“ und „ey, ich hab so etwas Gott sei Dank nicht nötig“.
Da sind sie, die Biederfrauen, die Besserwisserinnen – Menschen, die das Leben eigentlich nicht verstehen und nur ihre momentane Situation kennen. Das sind genau diejenigen, die sich an dem Gesülze laben, es aufschlabbern wie rote Grütze und dies nicht zu bedenken: Dass auch sie morgen einsam, elend und sexlos sein könnten und sich willenlos an den Nächstbesten verschenken, nur um mal wieder ein paar Küsse zu bekommen.
Nur eines ist mir immer noch nicht klar: Gibt es für diese Frauen nicht irgendwo geeignetere Feindbilder in der Gesellschaft als ausgerechnet die Online-Dating-Seiten?
Quelle: Metromix via: eHarmony Blog
