Sicheres Dating: Geldsklaven, Paypigs und Gefahr
Manchmal wundere ich mich wirklich, was das Fernsehen unter „Aufklärung“ vor Gefahren versteht und wie man es mit der Recherche hält – wobei ich wohl nicht erwähnen muss, dass die Fernsehleute ganz andere Recherchemöglichkeiten haben als ich.
Das Beispiel stammt aus dem Jugendprogramm SAM des Privatsenders Pro Sieben. Dort wird – zunächst absolut mit Recht – davor gewarnt, sich mit Menschen in Chats zu treffen, die fragwürdige Absichten haben. Der Antiheld, den man sich für die Sendung ausgesucht hatte, ist eine sogenannte „Geldsau“, auch „Geldsklave“ oder „Paypig“ genannt. Üblicherweise handelt es sich dabei um Männer, die sich ohne persönliche Kontakte gerne von jungen Frauen erniedrigen und ausnehmen lassen – die Sache läuft anonym über das Internet.
Dieser allerdings macht es anders – er sucht den Kick, den ihm junge Frauen im richtigen Leben geben können. Was er will, ist erniedrigt zu werden – und er will es nicht in einem Domina-Studio mit einer reifen Frau erleben, sondern „in freier Wildbahn“ mit betont jungen Frauen – dies macht ihn, auch das ist korrekt, gefährlicher als andere Spendierhosen, die es nur auf Sex abgesehen haben.
Nun wüsste wir aber natürlich gerne, wie denn die Gefahr aussieht – ganz persönlich erinnern sich die meisten älteren Menschen ja daran, dass sie vor Gefahren gewarnt wurden, die sie gar nicht ermessen konnten. Oder haben Sie damals eine vernünftige Antwort auf die Frage bekommen: „Was machen denn die Männer mit einem, Großmutter?“
So ähnlich muss es auch den Zuschauern von Pro Sieben gegangen sein. Sie zeigen den Rücken einer Studentin, die einmal „Kontakt“ hatte, diesen aber vor dem Treffen mit der Geldsau abgebrochen hat und präsentieren dann zwei junge Frauen, Jenny und Romana, die sich zwar wirklich mit diesem Mann treffen – aber wir erfahren werde, was in der Bar genau passiert ist, die beide besuchten, noch bekommen wir Aufklärung darüber, was hätte passieren können, denn die beiden Heldinnen machen vor dem gemeinsamen Autoausflug einen Rückzieher.
Wovor bitte wurde also gewarnt? Wir wissen es nicht. Statt dessen präsentiert Pro Sieben einen Psychologen, der uns erklärt, was hätte passieren können – und am Ende bleibt nur die vage Warnung: Steigt nicht zu erwachsenen Männern mit merkwürdigen Wünschen ins Auto, wenn ihr jung und unerfahren seid.