Einmal Pappkarton und zurück – der Dr. Fisher Test
Ich weiß nicht, warum es so ist – aber so gut wie alle Frauen lieben Psychotests. Ich kenne sogar gestandene Sozialpädagoginnen, die heimlich die Brigitte-Psychotests (es gibt noch andere Frauenzeitschriften) ausfüllen, genau, wie es Physikerinnen gibt, die fest davon überzeugt sind, dass sie den Aszendenten ihres Partners wissen müssten.
Die eigentliche Geschichte beginnt damit, dass ich meiner Frau von dem Sinn und Unsinn erzähle, Menschen zu klassifizieren – so wie es Frau Helen Fisher getan hat, die von Haus aus Anthropologin ist, aber sehr gerne Bücher über die Partnerschaft schreibt, die dann auch zu Bestellern werden. Diese Bücher haben offenbar auch Match.com veranlasst, mit ihr zusammenzuarbeiten.
Meine Frau jedenfalls fragte sofort: „Hat den Test eine Frau entwickelt“ und mir dann das Wesentliche daran erläutert, auf das ich als dummes Männchen natürlich nie gekommen wäre: Alles simpel, alles greifbar – und vor allem alles positiv gepinselt – so würde man die Dinge doch wohl am besten vermitteln, nicht wahr? Nun, wir Männer wissen ja, in welchen Punkten (siehe oben) man Frauen nie widersprechen sollte.
Nun wäre Frau Fisher wahrscheinlich in der populärwissenschaftlichen Literatur untergegangen, wenn sie nicht eben jene geniale Idee gehabt hätte: Teilen wir die Menschen doch in Gruppen ein, einfach, daher für Lieschen Müller nachvollziehbar und vor allem – endlich ausschließlich positiv besetzt. Der Trick hat funktioniert: Jetzt gibt es nur noch Abenteurer, Unternehmer, Wegbereiter und Diplomaten – alles positive, putzige Kerlchen – und auch als Frauen denkbar.
Abenteurer umschießen dabei selbstverständlich auch nichtsnutzige Heißsporne, Unternehmer konservative Langweiler, Wegbereiter blutleere Technokraten und Diplomaten gefühlsduselnde Weltfremdlinge. Man begibt sich also nicht nur in einen Schuhkarton, er wird auch noch falsch etikettiert.
Nun, wie zu erwarten war, waren weder meine Frau noch ich mit dem Test eindeutig zu erfassen – außer zum fisherschen Diplomaten hatte ich zu allen anderen etwa das gleiche Talent, was mich dann doch wieder beruhigte und ich weiterhin für mich in Anspruch nehme, was einst „The Prisoner“ sagte:
„I will not be pushed, filed, stamped, indexed, briefed, debriefed, or numbered“ – und das ist offenbar immer noch so – und in Schuhkartons passe ich offenbar auch nicht.
Ob Sie reinpassen, können Sie immer noch probieren. Übrigens bin ich nicht ganz sicher, ob „Abenteurer“ oder „Entdecker“ die rechten Worte an rechten Ort wären -genau wie die übrigen plakativen Begriffe.
In WIKIPEDIA heißt es über die Typen und ihre Zuordnungen:
• explorer (artistic, Artisan temperament) – dopamine
• negotiator (intuitive, Idealist temperament) – estrogen
• director (reasoning, Rational temperament) – testosterone
• builder (sensible, Guardian temperament) – serotonin.
Ich bin sicher, dass es andere Übersetzungen gegeben hätte. „Abenteurer und Entdecker“ war übrigens in den 1950er Jahren ein Sammelband der Holsteinische Margarinewerke Wagner & Co, als “Margarinebilder“ noch der Hit für Sammler waren.