Der Professor, die T-Shirts und das Partnerschnuppern
Man schrieb das Jahr 1995, als ein gewisser Professor Dr. Claus Wedekind 49 Frauen an T-Shirts schnüffeln ließ und dann der Wissenschaftswelt stolz verkündete, dass die Wahl des Partners wohl etwas mit dem Schnuppern zu tun haben könnte. Damals schieb beispielsweise der Focus:
„Der durch die genetische Information verursachte Geruch gleicht einer olfaktorischen* Visitenkarte. Vermutlich erschnuppern Frauen unbewusst sogar, mit wem sie Kinder zeugen sollten und mit wem besser nicht“.
Die Forschungen des Herrn Wedekind fanden damals eine recht zwiespältige Resonanz. Zwar nahmen wissenschaftliche Magazine die Forschungen wahr und veröffentlichten teilweise kurze Mitteilungen, aber wirklich ernst nahm die T-Shirt-Schnüffeleien der Berner Studentinnen eigentlich niemand. Die Aussage, dass man durch die Schnüffelei den „richtigen Lebenspartner“ finden kann, stammt nicht von Wedekind, sondern wurde von der Presse hinzugefügt – der Professor äußerte damals vielmehr: „Der Einfluss der duftenden Gene variiert. Während es manchen scheinbar völlig egal ist, wie der Partner riecht, verlangen andere hohe Qualität“.
Inzwischen ist es still geworden um den Professor – doch in einer Zeit, in der selbst dem Schweiß noch eine elementare Rolle in der Partnerwahl zugeschrieben wird, wenn man nur die richtigen Medien aktiviert, ist die Partnerwahl dann eben von der „rezeptiven und begrüßenden Antwort unseres Körpers“ abhängig, ob wir zusammenpassen. Da frage ich mich nur, ob man das nicht besser im Bett feststellen sollte als bei einem Gentest.
*olfaktorisch: den Geruchssinn betreffend