Auch die BBC patzt bei der Dating-Kompetenz
Sogar die ansonsten sehr kritische BBC bringt dieser Tage einen sehr langen und übermäßig positiv ausgerichteten Bericht über den Marktaustritt des Online-Dating-Unternehmens eHarmony im Vereinigten Königreich. Vor allem wird der Partnervergleichstest und dessen Wissenschaftlichkeit sowie die Anpassung an länderspezifische Bedingungen werden ständig hervorgehoben – dies kommt eHarmony selbstverständlich sehr entgegen.
Immerhin versucht die BBC, die im Artikel enthaltene übermäßig positive Darstellung des Unternehmens eHarmony etwas ins rechte Licht zu rücken und lässt wenigstens noch die britische Expertin Paula Hall zu Wort kommen, die weiß, dass eine Online-Übereinstimmung nur der Anfang ist, und da sollte nicht nur eHarmony mal die Ohren spitzen: „Übereinstimmung ist ein essenzieller Bestandteil, um miteinander glücklich zu werden, aber gewisse Unterschiede sind unvermeidbar“ – und dann sagt sie das Wichtigste: „Wie Paare mit solchen Unterschieden umgehen, ist der Schlüssel zu erfolgreichen Langzeitbeziehungen“.
Vielleicht sollte man Jason Palmer von der BBC einmal empfehlen, sich mit den Grundlagen von Online-Dating zu befassen – dann wüsste er, dass ein (wie auch immer gearteter) Partnerübereinstimmungstest nicht das Erfolgsrezept, sondern die technische Grundlage aller Online-Partnervermittler ist – und dass jede Art von Psychologie, die darin enthalten sein mag, dennoch in Bits und Bytes auf Personen umgelegt werden muss.
Weil ich gerade beim Kritisieren bin – so langsam wird es unerträglich, dass die Technikredaktionen über ein so sensibles Thema wie Dating schreiben dürfen – und dieser Hinweis geht an die Herausgeber, Chefredakteure und Intendanten. Selbst wenn Maschinen Menschen zu vermitteln versuchen, gehören die Liebe nicht in die Hände der Computer-Freaks – genau so wenig, wie sie in die Hände der Psychologen gehört.
Das „Miteinander bekannt werden“ der Geschlechter ist eine Kulturleistung – aber erklären sie so etwas mal unseren Kulturredakteuren.