Parship und die Emanzipation: Statistiken einseitig interpretiert
Dass ich Themen von Parship aufgreife, ist ganz natürlich – schließlich sind die Leute dort ziemlich aktiv, was Pressemitteilungen angeht. Dass meine Themen dann aber wieder bei Parship in Pressemitteilungen erscheinen, ist neu: Vielleicht wurde ich inzwischen doch berühmt, ohne es bemerkt zu haben.
Nun ist die Sache nur so: Irgendwie scheint Parship da einen ganz anderen Zugang zu haben. Dort schreibt man nämlich: „Wie klassisch die Erwartungshaltungen der meisten Frauen in Deutschland tatsächlich sind, zeigt sich in der Partnerwahl“.
Oh, „klassisch“? Wer sich da ein bisschen auskennt, der sollte allein bei der Wortwahl stutzen. Aber nun kommt die Offenbarung: „Männer müssen Ernährer sein – zumindest potenziell. So wäre beispielsweise für 87 Prozent der Single-Frauen ein arbeitsloser Partner ein ernst zu nehmendes Problem“. Nun hat Parship vermutlich, wie so viele andere auch, etwas nicht begriffen: Emanzipation heißt nicht Rollenumkehrung – und deswegen wundert mich, dass 13 Prozent in einer Arbeitslosigkeit des Partners kein Problem sehen. Immerhin: Zwei Drittel der Männer wollen inzwischen die arbeitende Frau: Für sie wäre es ebenfalls ein Problem, eine Frau zu finden, die arbeitslos ist. Nüchtern betrachtet klafft da nur eine Differenz von mageren 21 Prozent – das ist aber kein Zeichen für mangelnde Emanzipation – im Gegenteil – dass für zwei Drittel der Männer eine Frau bereits aus dem Raster fällt, die arbeitslos ist, zeigt von deutlichen sozialen Veränderungen.
Parship hat in seiner Pressekampagne einfach das gemacht, was Spin Doctors sehr gut können: Die an sich positiven Zahlen in negative verdrehen. Nun fragen Sie mich bloß nicht, warum: Fragen Sie Parship.
