Sexloser Single? Seien Sie froh, nicht zu einer Szene zu gehören
Ich lese gelegentlich Silke Maschinger, und sie schreibt etwas, dass ich Ihnen gerne zitieren würde:
„Wie oft erlebe ich in unterschiedlichen Erotik-Szenen, dass sie glauben, besser zu sein, tiefer zu fühlen, freier im Geiste und zwischen den Beinen zu sein. Angeblich hätten sie den besseren Sex, wären die tolleren Menschen. Sie wären reifer, verantwortungsbewusster, kritischer, offener und fortschrittlicher als die anderen. Der Sex der anderen wäre nicht so wunderbar, so intensiv, so vielfältig, so reif und kreativ wie der eigene.“
Da ich mich journalistisch gerade ebenfalls mit einigen dieser „Szenerien“ beschäftige, kann ich dies nur bestätigen: Jeder behauptet, nicht nur, den besseren Sex als der andere zu haben – die meisten glauben auch noch, im Besitz einer höheren Wahrheit über den Sex an sich zu sein.
Darf ich Ihnen etwas dazu sagen? Ja? Jeder Vereinsmeier behauptet, dass sein Verein der Beste wäre. Klingt so ungefähr wie „Nikon oder Canon“ beiden unsäglichen 35mm-Fotoamateuren.
Für die Single-Frau oder den Single-Mann, bei dem Sex, zumindest mit anderen, eher eine Rarität ist, mag merkwürdig klingen, dass die Angeber aus der Gourmet-Sexszene sich alles einkaufen können, was sie wollen. Nur: Sie erzählen uns nicht, was der Preis dafür ist. Abhängigkeiten, Ehescheidungen und Gruppendruck sind nur einige der Auswüchse – von Entwürdigung und sozialer Verwahrlosung, Erniedrigung und Geschlechtskrankheiten einmal gar nicht zu reden. Last, not least: In vielen Fällen wird der Preis in Euro und Cent gezahlt.
Sollte man also die tollen Sexmanie-Szenen beneiden? Auf gar keinen Fall – sie haben ihre eigenen Probleme, und wenn sie ans Tageslicht kämen, würde mancher der angeblich so fröhlichen Swinger und BDSM-Liebhaber blass aussehen.