Tacheles: Speed Dating? Ab in den Sandkasten!
Bevor ich Ihnen sage, was ich vom Speed-Dating halte, muss ich Ihnen dies sagen: Alleine das Wort „Dating“ ist eine Zumutung – denn das Kennenlernen zum Zweck der Liebe und Ehe ist eine Kulturleistung – und nichts, was in die Hände irgendwelcher „Technologieredakteure“ gehört. Da ist es aber leider in der deutschen Presse – und dann heißt es eben „Dating“.
Tacheles also: Dating ist ein Fremdwort für eine Kulturleistung: das Zusammenführen von Paaren.
Speed Dating? Das ist so lachhaft, dass ich mich wundere, dass es überhaupt in die Presse kommt. Stellen Sie sich vor, sie gehen irgendwo hin, wo sieben Leute herumsitzen, die nicht weiter mit Ihnen gemeinsam haben, als dass sie (vielleicht) Single sind und (möglicherweise) einen Partner suchen. Da würde fast jeder, der noch etwas Verstand hat, wohl sagen: Ähm – was soll ich da?
Tacheles: Was wollen Sie eigentlich beim Speed Dating? Leute kennenlernen, die sie sonst im Alltag nicht einmal grüßen würden? Und das alles, um ihre E-Mail-Adresse zu bekommen? Na schön – wenn es Ihnen Freude macht, dann tun Sie es einfach. Ich nehme dann mal an, Sie haben zu viel Zeit oder sind Angehöriger der Spaßgesellschaft – vielleicht wollen sie aber auch nur gucken, wie sich Leute bloßstellen. Auch ein Argument.
Das Gegenargument? Auch ein blindes Huhn findet hier mal ein Blind Date, und der Zufall ist ein Eichhörnchen. Das könnte Ihnen aber auch passieren, wenn Sie mit dem Bäckermädchen flirten und sich herausstellt, dass sie in Wahrheit Studentin ist und beim Bäcker nur mal aushilft.
Ja, sagt da gedehnt jemand – tja, aber was halten Sie vom Online-Speed-Dating? Das exakt Gleiche, was ich vom Chat halte: Da kommen Leute zusammen, die zu viel Zeit haben und vor allem „Spaß haben wollen“ – ob sie sonst noch was wollen, was kein Mensch. Das Neue: Statt ein „lol“ auf dem Bildschirm erkennt man schemenhaft am oberen Bildrand die Andeutung eines Lachens.
Tacheles: Die Sache wird hochgejubelt. Man hat viel Geld investiert und will nun die Kohle zurück. Das ist legitim – keine Frage. Aber alles, was im Umfeld behauptet wird. Ist an den Haaren herbeigezogen: Chat bleibt Chat – unverbindlich und locker-flockig.
Hat denn nun Speed-Dating gar keine Berechtigung? Doch. Bei Business-Klub-Treffen nützt es, weil ja niemand so recht weiß, wer was anzubieten hat und wer was gebrauchen kann. Aber das ist auch die einzige Anwendung, die wirklich Sinn hat – der Rest ist Sandkasten.
Ab in den Sandkasten? Spiele, Spiele im Sand? Manchen Leuten bis35 macht es Spaß – sollen sie ihn haben. Ich habe auch schon Leute kenne gelernt, die sich 12 Stunden in Chats einloggen, um einen Partner zu finden. Da frage ich mich nur: Wann arbeiten die eigentlich? Guck mal an – und das fragt sich sicher mancher Partnersuchende auch.