Apps: wo Deutsche das Sprechen verlernen …
Heute habe ich eine Küchentisch-Diskussion verfolgt. Nicht bei mir – in der FAZ.
Das kaum noch Überraschende zuerst: Nahezu jede(r) betreibt das Idiotenspiel, über Apps Kontakte zu knüpfen, nicht zu knüpfen oder wochenlang zu sabbeln.
Das Elendigliche danach: null Kommunikation mehr für niemanden. Die jungen Leute haben offenbar die Sprache verloren, betreiben stattdessen Spielchen miteinander und finden das eigentlich auch ganz gut – oder eben nicht.
Das (für mich nicht) Überraschende: Was die Frauenzeitschriften ständig bemerken, trifft nicht im Geringsten zu: Die Männer „verarschen“ die Frauen auf keinen Fall ständig mit „fiesen Dating-Trends“, eher erweisen sich die Frauen als „Sammlerinnen“. Da wird über einen Mann in der Runde gesagt:
Ein halbes Jahr lang gelang es ihm nicht, per Datingapp auch nur ein einziges Treffen mit einer gleichermaßen interessierten und unterhaltsamen Frau zu verabreden. „Es ist, als genügte ihnen die Sammlung der Matches“, seufzte er und resignierte.
Die Sammlung von Matches ist, wie es schient, das neue Statussymbol, etwa so, wie die Sammlung von Klicks und Likes anderwärts.
Und ja, Hallo – was habt ihr erwartet bei jenen, die wirklich herausstechen, den „schillernden Gestalten“? Sie sind eben Individualisten, vielleicht sogar solche, die eigentlich sprechen könnten, wenn sie nicht gerade auf einer dieser lachhaften Apps herumhingen?
Ja, ich erinnere mich – an Alice, die von Lewis Carroll. Die Maßliebchen, auch Gänseblümchen genannt, können sprechen. Allerdings muss erst jemand daherkommen, mit dem es sich zu reden lohnt.
Nur mit viel Glück findet sich heute noch eine „suchende“ Gesprächspartnerin, die nicht nur die Kommunikation beherrscht, sondern innerhalb schwieriger Themen zu differenzieren weiß. Das mag für die Liebe so wenig eine Rolle spielen wie für die Lust aufeinander. Aber es ist einfach bereichernd, jemanden zu treffen, von dem man hernach sagen kann: Es war ein wundervolles Gespräch.
Zitatenquelle: FAZ.