Partnersuche und Psychologie: Fünf Faktoren for Nothing?
Ich mag gar keine Namen mehr nennen – aber immer noch versuchen Online-Dating-Portale, mit dem Fünf-Faktoren-Modell zu punkten. Wer dann gar noch dem Online-Lexikon Wikipedia traut, wird diesen Satz als Bestätigung empfinden:
Die Big Five wurden später durch eine Vielzahl von Studien belegt und gelten heute international als das universelle Standardmodell in der Persönlichkeitsforschung. Sie wurden innerhalb der letzten zwanzig Jahre in über 3.000 wissenschaftlichen Studien verwendet.
Psycho-Modelle und Partnersuche – Stein trifft auf Wasser
Das mag zwar stimmen – und dennoch ist dieses Modell für die Partnersuche völlig ungeeignet. Natürlich wird mal immer einen willfährigen Menschen aus der Psycho-Branche finden, der das Gegenteil bestätigt. Diese sogenannten „Fachleute“ – das wird oft vergessen – sagen dies aber aus ihrer Ausbildung heraus – nicht aus der Praxis des Kennenlernens. Kennenlernen ist ein dynamischer Prozess, der mit dem Fließen von Wasser verglichen werden kann, während die Matching-Psychologie Felsbrocken in die Landschaft stellt.
Was sagen die Befürworter des „Matchings“?
Ich habe oft darüber geschrieben, und langsam bin ich es leid. Die Theorie der Befürworter sagt dreierlei:
1. Menschen entscheiden (oder sollten dies jedenfalls tun) nach Persönlichkeitsmerkmalen.
2. Gleiche, mindestens aber ähnliche Persönlichkeitsmerkmale führen zu problemloseren Partnerschaften.
3. Je präziser diese Eigenschaften ermittelt werden, umso sicherer ist das Ergebnis.
Wen kümmert eigentlich diese Psychologie wirklich?
Entscheiden sich Menschen wirklich nach Persönlichkeitsmerkmalen? Nicht nach Alter, Aussehen, Sinnlichkeit, Einkommen, Sicherheit, Zukunftsvorstellungen und örtlicher Nähe?
Woher wissen die angeblichen „Fachleute“, dass „ähnlich Persönlichkeitsmerkmale“ zu dauerhaften Beziehungen führen? Und sind diese „dauerhaften“ Beziehungen auch wirklich glücklich?
Werden die Eigenschaften überhaupt „präzis“ ermittelt? Und warum fließen so wenige „alltagstaugliche“ Eigenschaften hinein, wie etwa Kommunikationsbereitschaft, Toleranz oder Problemlösungsfähigkeit hinein?
Matching – eine Theorie mit wenig Sinn
Mit anderen Worten: Die ganze Theorie taugt fast gar nichts. Sie kann Anhaltspunkte für jene liefern, die sich selbst unsicher sind und die auf keinen Fall „Fehler“ machen wollen. Und sie ist am interessantesten für Menschen, die sich selbst nicht beurteilen können und wollen, sondern vom Urteil anderer abhängig sind. Das gilt übrigens auch für andere Matching-Modelle, die ständig im Gespräch sind.
Jenseits aller Theorien – DU lebst dein Leben selbst
Ich sage euch dies, und zwar ultimativ:
Du musst mit deinem Lebens- oder Ehepartner leben. Kein Mensch auf dieser Welt lebt dein Leben für dich. Das heißt, du musst selbst überzeugt sein, dass der Mensch, den du triffst, für dich passt. So etwas nennt man selbstbewusst handeln, und es führt dazu, auch Verantwortung für die eigene Entscheidung zu tragen – selbst, wenn sie sich als falsch erweisen sollte.