Emanzipation, Partnersuche und mehrere Seelen
Ich weiß, dass viele von euch annehmen, ich sei ein wenig zu kritisch gegenüber Frauen. Oder ich hätte etwas gegen „emanzipierte Frauen“.
Oh nein. Ich habe etwas gegen Redundanzen – also gegen ein Verhalten, das „Sowohl-als-auch“ signalisiert.
Sehen wir uns mal die Fakten an: Frauen wie Männer leben in einer Art besonderen Realität, die ein Stück Säugetier-Dasein, einen gewaltigen Batzen Menschheitsgeschichte und einige kulturelle Strömungen enthält.
Zu den Letzteren gehören die „kulturellen Zuordnungen“ der Eigenschaften, die Frauen und Männer haben, haben sollten, eigentlich haben müssten und so weiter. Sie entstammen heute mehreren Epochen: überwiegend aus dem bürgerlichen Zeitalter, dann aber auch aus der Jetztzeit. Die Emanzipation ist – wie auch die Unterdrückung der Frauen – ein kulturelles Phänomen. Auch wenn wir dies behaupten: Viel Erfahrung haben wir mit der Emanzipation allesamt noch nicht. In Dr. Heinerich Fausts Brust wohnten wenigsten nur (ach!) zwei Seelen. Und in Frau Dr. Mustermann-Fausts Brust? Wie viele Seelen mit wie viel Sehnsüchten wohnen dort?
Viele, wie ich vermute – und alle wollen sich aufschwingen, um sich möglichst zu entfalten.
Wie bekannt, machte sich der Dr. Heinerich Faust die Dienste eines Herrn zunutze, der üblicherweise nach Schwefel riechen soll. Hübsch romantisch, aber es ist ja – wie bekannt – gar schröcklich göthisch ausgegangen.
Moderne Menschen sollten ihre Seelen bündeln und beherrschen
Was kann nun die moderne Frau tun, was der moderne Mann?
Ich denke, wir könnten uns darauf besinnen, Lebewesen zu sein. Dann Menschen. Dann Frauen oder Männer. Und den vielen Seelen, die da in unserer Brust wohnen und randalieren, können wir ohnehin nicht allen folgen. Also werden wir uns wohl entscheiden müssen, unsere eigene Welt auszubauen, indem wir einer dieser Seelen Flügel verleihen und uns von ihnen tragen lassen. Das heißt, wir brauchen eine neue Eindeutigkeit. Und wie es heute eben üblich ist finden wir die nicht bei Luzifer und Co., nicht beim Herrn Pfarrer und nicht bei der Kartenschlägerin. Wir finden sie entweder in uns – oder gar nicht.
Wenn wir mal so weit kommen würden – das wäre schon schön. Denn natürlich wollen wir als Männer des Abendlandes und des Humanismus freie, glückliche und emanzipierte Frauen. Aber sie sollten möglichst nur eine Seele haben. Oder auch mehrere, wenn sie damit umgehen können. Aber nicht zwei, die um sie herumbaumeln wie die Handtaschen.
Ich hoffe, ich wurde verstanden.