Liebe, Dates, Verführungen
Was wir als Erstes tun müssen, wenn wir uns mit Liebe, Dates und Verführungen beschäftigen, ist dies: Weg von Klischees!
Die Femme fatale, die unersättliche Nymphomanin, der Casanova und der Sexprotz – sie alle haben die Verführung in Verruf gebracht – von den PUAs einmal ganz abgesehen. Genau genommen sind diese „Verführungen“ hinterhältige Spiele mit den Gefühlen anderer, denn sie gehen von einer Ungleichheit aus. Die „Täter“ haben den Köcher voller psychologisch vergifteter Pfeile, die das angeschlagene Wild betören sollen, während die „Opfer“ sich in ein „Warum-eigentlich-nicht?“ hineinlullen.
Und trotz alledem – ohne Verführungen geht gar nichts. Die echten Verführungen beruhen darauf, das „innere Zögern“ in Situationen zu reduzieren, in denen eigentlich längst klar ist, dass sie der Lust den fälligen Tribut entrichten sollten. Das passiert immer dann, wenn einer von beiden um seine Wohlanständigkeit fürchtet.
Denn während einige Singles ausgeprägte Egozentriker sind, die nichts als ihren lechzend aufgegeilten Körper entspannen wollen, haben andere übertriebene Angst davor, sie könnten bei zu schnellem Sex ihr Ansehen verlieren. Und während die erste Gruppe rüpelhaft alles ansaugt und aufnimmt, was sich bietet, zögert die zweite Gruppe „zu oft zu lange“, um sich das kleine oder große Glück zu gönnen.
Hier greift die Verführung: Sie kann von einer Frau ausgehen oder von einem Mann, und sie kann entwaffnend direkt oder romantisch und schmeichelhaft praktiziert werden.
Ich höre gelegentlich. In der heutigen Zeit sei es nicht mehr angebracht, Verführungen nach der „Salamitaktik“ durchzuführen, also sich die Lust scheibchenweise zu holen und dabei den noch bestehenden inneren Widerstand nach und nach zu brechen.
Das alles sollte wirklich der Vergangenheit angehören. Heute signalisieren Frauen bei Dates sehr kurzfristig und gelegentlich auch überraschend direkt, dass sie bereit sind und wozu sie bereit sind.
Verführen heute heißt kaum mehr als starke, lustvolle Signale zu senden, um zu zeigen, dass der Weg zu ihr oder ihm heute über die Bettkante führt – und das kann frau/man wirklich sehr nett sagen. Es muss nicht immer der Satz sein: „Beenden wir den Abend bei mir oder bei dir?“ Es kann durchaus auch mal der Satz fallen: „Ich hätte noch etwa Schönes mit dir vor!“ Als Faustregel gilt übrigens: Frauen dürfen alles vorschlagen und dabei beliebig präzis werden, während Männer eher die Sinnlichkeit des weiteren Abends betonen sollten.