Liebst du – oder folgst du einer Illusion?
Der schönste Satz, den erfolgreiche Partnersuchende kennen, ist wahrscheinlich, „Diesmal ist es wirklich Liebe.“
Wir neigen dazu, diesen Satz dann zu formulieren, wenn wir glauben, dass wir selbst und derjenige, den wir lieben, darüber absolut gleicher Auffassung sind.
Und – genau hier beginnt die Illusion.
Leider ist die Annahme, dass zwei Liebende absolut gleicher Meinung darüber sind, wie sie einander lieben, absolut aus der Luft gegriffen, denn niemand weiß wirklich, wie der andere liebt. In psychologischen Gruppen (Gruppentherapie oder Selbsthilfegruppen) wird ständig behauptet: „Ich bin dir ja jetzt so nahe – ich fühle genau, wie du fühlst.“ Das ist so üblich, wenn jemand gerade seine „Seele ausgeschüttet“ hat und das andere Gruppenmitglied ihm beipflichten will. Und weil in soclhen Gruppen keine kritischen Anmerkungen erlaubt sind, fragt auch niemand nach.
Kommen wir mal auf die Liebe – nicht deine, sondern vielleicht die deiner besten Freundin. Frag sie einfach, wie sie ihn liebt. Nimm ihre Antwort hin, wie sie dir gegeben wird. Dann frag nach, wie ER sie liebt. Sie weiß es nicht. Sie kann es auch gar nicht wissen.
Wie wir die Liebe erfinden
Liebe ist sozusagen ein Gemenge aus vielen unterschiedlichen Gefühlen. Ich will hier gar nicht im Einzelnen erwähnen, was hier aus unserer Säugetier-, Menschheits- und eigener Entwicklungsgeschichte zusammenkommt. Denn das wirklich Interessante am Menschen (und damit an dir) ist etwas anderes:
Du kannst deine Liebe und deine Lust mit oder ohne Partner erleben.
Hast du Zweifel daran?
Das Rotieren der Liebe in dir
Nun, um dich zu verlieben, benötigst du zwar einen Impuls von außen, aber alles, was dann passiert, wächst auch innerlich. Das heißt, die Liebe, die in dir wie eine enorm starke Kraft wirkt, „rotiert“ sozusagen in dir und macht sich dabei selbstständig.
Sie kann nun zur Illusion werden oder auch zur Gewissheit. Die Gewissheit wird umso stärker, je häufiger du deinen Partner (deine Partnerin) siehst und erlebst und je wohler dir dabei ist, wenn ihr zusammen seid. Das, was du dabei erlebst, ist die „Verifizierung der Liebe“, also etwas, das dich sicherer werden lässt. Du wünscht dir, dass aus der Konfusion, die die Liebe üblicherweise anrichtet, eine Gewissheit wird.
Solang das so ist, wandelst du auf einem schmalen Grad, aber du hast die Möglichkeit, Spuren zu hinterlassen. Je mehr sich bei dir, beim anderen und damit „bei euch“ Gemeinsamkeiten bilden, umso besser kannst du deine Liebe begreifen – und seine, und letztlich eure. Das ist, radikal vereinfacht, die positive Nachricht.
Die Illusion der Liebe und die Verwirrung
Die Illusion hingegen wird umso stärker, je mehr die Liebe in dir rotiert, und es kaum Meilensteine gibt, an die du dich erinnern kannst, umso mehr „liebst du das Gefühl der Liebe“. Und das hat gar nichts mehr damit zu tun hat, was dein Partner eigentlich wirklich will oder nicht will, und ob er dich wirklich liebt oder dich nur manipuliert.
Die Liebe ist eine seltsame Kraft: Sie beruht nicht auf Information, sondern auf Verwirrung. Sobald du sie in dir spürst, geht sie in deine Obhut und deine Verantwortung über. Du kannst danach schauen, dass die Liebe transparenter wird, sie rückhaltlos genießen das Gefühl oder sogar darunter leiden. Was ganz wichtig ist: erwarte nicht, dass dich dein Partner / die Partnerin dich in der gleichen Weise liebt, wie du ihn/sie liebst. Sondern sieh nach, ob du mit der Art, in der dich der/die ander liebt, umgehen kannst.
Und dazu wünsch ich dir von Herzen Glück.