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Überleben am Datingmarkt ohne zu klagen

Dieser Artikel handelt davon, wer eigentlich die Verantwortung für die angeblich verkommenen Sitten beim Kennenlernen trägt. Und ich meine: Der Kapitalismus ist es nicht. Um das zu zeigen, gehe ich gerne mehr als ein Jahrhundert zurück – als der Urgroßvater die Urgroßmutter heiratete. (1)

Die Frauen, die sich heute auf den Partnermarkt wagen, wissen nicht, was sie wirklich anbieten. Der Grund liegt einfach darin, dass zu viele hoffen, „Liebe per Mausklick“ zu finden, oder wie dieser Unsinn sonst heißen mag.

Was sie wirklich anbieten, ist die äußere Hülle, weil sie offenkundig ist und vom Mann „gekauft“ wird. Das wird dem Mann normalerweise angelastet, mit vernichtendem Blick und ein paar schnippischen Worten. Doch der Mann, der etwas mehr genießen will als nur die Hülle, muss lange warten, bis er die „inneren Werte“ entdeckt, und wenn er sie dann erforscht hat, ist immer noch nicht sicher, ob er sie auch gebrauchen kann.

Umgekehrt ist es nicht anders. Man kann nur hoffen, dass Männer und Frauen wenigstens wissend, was sie „vom Anderen gebrauchen“ können. Manche Singles wissen nicht einmal das. Aber selbst wenn sie es wissen: Genau zu erfahren, was Sie mit der neuen Bekanntschaft wirklich „anfangen“ können, das dauert. Und die Liebe? Ach, die Liebe. Lassen Sie sich nicht für dumm verkaufen. Das Wort „Liebe“ bedeutet auf dem Dating-Massenmarkt gar nichts. Nach ein paar Stunden oder Tagen können Sie „verliebt“ sein und sagen „ich liebe dich“. Ob Sie jemanden lieben, merken sie erst, wenn Sie eine Entscheidung treffen müssen, die Ihr Leben verändert – und die Sie nie „so“ getroffen hätten, wenn Sie Single geblieben wären.

Ist der Markt „böse“?

Sie mögen beklagen, dass es diesen Dating-Massenmarkt überhaupt gibt. Das ist legitim, aber es lässt sich leider nicht mehr ändern. Und ich will jetzt einmal einen Satz zitieren, den ich geringfügig modifiziert habe, bevor ich ihn heute präsentiere (2):

In einer Welt, in der Menschen an Märkte gehen, um sich anzubieten, werden die Grenzen zwischen richtig und falsch, zwischen normal und ungehörig fließend. Viele Singles scheinen in der Lage zu sein, ihr eigenes Verhalten zu rechtfertigen, ohne wirklich darüber nachzudenken.

Nun könnten Sie sagen: „Ja, dann muss man eben diese Märkte abschaffen“, oder „diese Märkte brauchen eine Regulierung.“ Gelten denn gar keine Regeln mehr?

Sehen Sie, nun muss ich ein paar Jahrzehnte zurückgehen – und Ihnen sagen: Da gab es auch keine Regeln, von den bürgerlichen Anstandsregeln mal abgesehen. Wer spät, oder gar ein zweites oder drittes Mal einen Partner suchte, der musste nehmen, was angeboten wurde. Und wenn er dann mehrerer Briefe geschrieben hatte und ein Rendezvous in Aussicht stand, zu dem man weit mit der Eisenbahn fahren musste, dann konnte man entweder zugreifen oder die Chose in halbes Jahr später noch einmal aufrollen.

Den Markt hat das nicht interessiert, und der Markt wäre auch gar nicht verantwortlich dafür gewesen – es war allein die Entscheidung von Herrn X. und Fräulein Y., ob die Verbindung zustande kam. Und bevor Sie widersprechen: Schon damals suchte man nach Win-win-Beziehungen.

Und diese merkwürdigen „fallenden“ Grenzen, die dem „Kapitalismus“ angelastet werden? Wer um die 19ter Jahrhundertwende suchte, war Betrügern aller Art ausgeliefert, die mal „Ehen per Korrespondenz“ und mal „gute Partien mit Vermögen“ anboten. Die Grenzen, die jetzt angemahnt werden, gab es niemals. Und die Zustände, die heute beklagt werden, gab es auch schon damals.

Was können wir daraus lernen? Nur wir selbst können wissen, was für uns richtig oder falsch ist. Und nur wir können festlegen, was für uns „normal“ oder „ungehörig“ ist. Und der Nachsatz kommt noch: Jede und jeder, der heute auf Dating-Tour geht, rechtfertigt sein Verhalten und sei es noch so realitätsfremd oder – eben ungehörig. Hauptsache, er (und eben auch sie) kann mit den Konsequenzen leben.

(1) In diesem Artikel beziehe ich mich auf zeitgeschichtliche Dokumente, die mir persönlich bekannt sind. Das verwendete Zitat (2) einer Bloggerin wurde inhaltlich verändert – es bezog sich im Ursprung nur auf Sexualität und nicht ausschließlich auf Singles.

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