Macht gewinnen über das Date – jederzeit
Weibliche Lust – wer hätte jemals davon gehört, dass sie in Schulen angesprochen oder gar thematisiert wird? Das Gegenteil ist der Fall: Weibliche Sexualität wird „repressiv mit Scham kleingehalten“, und das gilt selbst heute noch, obgleich man es schier nicht glauben mag. Schlampenverdacht bei wechselnden Sexualpartnern? Limitierung der Sexpartnerin eines gesamten Frauenlebens auf höchsten drei bis fünf? Einschränkung der Äußerungen über die eigene Lust? In der Öffentlichkeit empört reagieren, wenn sexuelle Themen angesprochen werden?
Das alles gilt heute wie gestern, weil in die weibliche Psyche ein Wohlanstands-Virus eingepflanzt wird, und darum (Zitat).
Haben wir (Frauen) uns das Thema weibliche Lust erst mühevoll erobern müssen, in unserem Erwachsenenleben.
Wer das sagt? Nicht die durchschnittliche Partnersuchende von heute, sondern zwei Theatermacherinnen. Denen traut man im Prinzip durchaus zu, ihre Sexualität offensiver zu zeigen und auch zu verteidigen.
Und die Partnersuchende, die hier und heute am Tisch eines Cafés oder Restaurants sitzt und den Mann begutachtet, der auf der anderen Seite Platz genommen hat? Hat sie den Eindruck, Herrin der Situation zu sein und sich ihre Wünsche und Lüste jederzeit erfüllen zu lassen, wenn sie in der Stimmung dazu ist?
Oder wird sie dasitzen und sich ständig damit beschäftigen, ob der Mann da drüben „anständige“ Absichten hat oder auf Sex hofft?“ Was kann sie mit diesen Gedanken erreichen? Oder noch extremer gefragt: Wie naiv muss eine Frau eigentlich sein, ja, wie pervers, um ständig daran zu denken, was der Mann vielleicht von ihr will, statt sich zu überlegen, was sie vom Mann will?
Die Kräfte, die in uns wohnen (in Frauen wie in Männern), sind vielfältig. Wenn wir nicht lernen, selbstbewusst damit umzugehen, und wenn wir uns beim Date nicht gestatten, uns zu „erotisieren“, wann, wie und wo dann?
Wer sich beim Date seiner Möglichkeiten und Grenzen bewusst ist, und Körper, Emotionen und Geist so einsetzt, wie er (oder sie) es vertreten kann, ist auf dem richtigen Weg. Eine solche Person hat die Macht, das zu sein, was sie will und das zu tun, was sie will.
Alles andere ist – mit Verlaub – ein Affenzirkus.
Wir hatten schon lange keinen Tacheles-Artikel mehr, nicht wahr? Bei „Tacheles“ nehme ich kein Blatt vor den Mund, egal, was Sie über mich denken.