Warum Dating-Apps nicht das sind, was sie zu sein vorgeben
Sie erinnern sich an die vielen Dating-Phänomene? Eines der ersten war „Ghosting“, und ohne Schnörkel und Teenager-Brimborium heißt das: Menschen zeigen vorgeblich Interesse an einer Person und verschwinden dann spurlos.
Reden wir Tacheles. Nicht erst, seit es Apps gibt, finden wir im „Bereich des Kennenlernens durch Medien“ Menschen, die Zuschriften, Dates oder ONS sammeln. Und es gab immer schon manipulative Frauen (ja, Frauen) und Männer, die Versprechungen machten und gar nicht daran dachten, sie auch zu halten. Ich habe dies Phänomen auch beobachtet, als ich einmal eine Immobilie verkaufen wollte: da kamen Leute, die nichts kaufen wollten, aber offenbar Freude daran hatten, mir die Zeit zu stehlen. Es betrifft also nicht nur das Kennenlernen, sondern einen Trend, der „Ach, ich mach mich mal wichtig“ heißen könnte.
Dating-Apps – kaum mehr als Schaubuden auf dem Jahrmarkt
Doch erst als Dating-Branche den Markt mit Apps attackierte, verrohte die Partnersuche zu einem Jahrmarkt, auf dem immer neuen „Schaubuden“ vorgeblich Suchende zeigen, die überwiegend zum Begaffen da sind. Das fanden die jungen Leute zunächst „cool“, weil sie erstens ihre Popularität daran messen und zweitens jede Menge Unsinn damit anstellen konnten – und ab und an fiel ja auch mal ein Date ab.
Und nun? Nun beklagen sich angeblich Million „User“, dass Online-Dating ein Frust sei – und zwar angeblich bis zu 80 Prozent. Ob das sogenannte „Ghosting“ dabei die Hauptrolle spielt oder einfach die Tatsache, dass Dating-Apps für Beziehungen so gut wie ungeeignet sind, steht nicht fest. Wahrscheinlich ist aber, dass der Frust von ernsthaft Partnersuchenden ausgeht, die ständig mit Dummbacken und Tricksern auf Apps konfrontiert zu werden.
Selbstdarsteller und Raffzähne
Die Gründe liegend an allen, die beteiligt sind: den Raffzähnen, die von Dating keinerlei Schimmer haben und nur wissen, wie man Investoren und Nutzern das Geld aus der Tasche zieht. Aber letztlich auch an den Nutzern selbst, die keinen Respekt vor anderen kennen, sondern nur sich selbst sehen.
Wahrscheinlich ist das, was ich hier schreibe, unglaublich „uncool“. Aber es hat leider Auswirkungen auf jeden, der ernsthaft einen Partner oder eine Partnerin sucht. Wer befürchten muss, dass er all seine Perlen vor eine Rotte von Säuen wirft, der wird sich überlegen, ob es ihm gut tut.