Was unterscheidet erotische Frauenfantasien von Männerfantasien?
Wenn Frauen mit wissenschaftlich fundierten Methoden nach ihren geheimsten Lüsten gefragt werden, dann lautet das Fazit stark vereinfacht: Ihre Fantasien lesen sich auf den ersten Blick schockierend- dun zwar sowohl für „gewöhnliche“ Frauen wie auch für Männer. Und damit dies nicht so stehen bleibt, liefern die Wissenschaftler(innen) die Behauptung nach: All dies sei sehr verständlich, weil die Frauen gar nicht daran dächten, diese Fantasien auszuleben. Über 50 Prozent nannten beispielsweise Orgien, den Wunsch, dominiert zu werden oder gar gefesselt zu werden. Die geheime Fantasie, dominiert zu werden, lag mit fast 65 Prozent auf Platz 11.
Schockiert über Männerfantasien?
Bei den Männern ist es anders. Auch ihre Fantasien lesen sich schockierend, solange es sich um Leser(innen) handelt, die nichts als Blümchensex kennen. Aber bei ihnen erreichen weitaus mehr Fantasien die Schwellen der Aussagen: „Die Hälfte der befragten Männer“. Interessanterweise sind BDSM-Fantasien bei Männern zwar ebenfalls häufig, kommen aber erst ab Platz 26 mit ca. 60 Prozent vor. Dies allerdings wird einfach hingenommen – niemand sagt: „Ach, diese geheimen Fantasien – die werden doch nicht wirklich ausgelebt.“ Vielmehr wird oftmals unterstellt, dass Männer diese Fantasien auch verwirklichen wollen (oder werden) – und sehr, sehr oft werden sie als „schmutzige Fantasien“, wenn nicht gar als „perverse Fantasien“ bezeichnet. Man würde einer Frau niemals zumuten, sie solchermaßen zu verdächtigen und zu diffamieren. Bei Männern geht es aber ganz offenkundig.
Was fehlt den Frauen – worüber fantasieren sie?
Bleiben wir mal ein bisschen beim Unterschied zwischen Fantasien und Realitäten, und nehmen wir an, dass wir (Frauen und Männer) über alles fantasieren, von dem wir in der Realität nicht genug oder fast gar nichts bekommen können. Dann bemerken wir bei Frauen ein Defizit an Romantik, sinnlicher Umgebung und Abenteuer – daran denken mehr als 80 Prozent der Frauen bei nächtlichen Fantasien und Tagträumen. Nach zwar gewöhnlichen, aber nicht immer gefälligen Praktiken wie gegenseitiges Masturbieren oder Oralverkehr (aktiv und passiv) lechzen des Nachts noch über oder gegen 70 Prozent der Frauen. Erst später kommen Lüste, die mit „Fetischen“ oder „BDSM“ bezeichnet werden könnten. Sie erreichen aber immer noch über oder gegen 50 Prozent.
Und die Männer?
Männer legen mehr Wert auf sexuelle Variationen und Abenteuer
Auch bei ihnen liegt die romantische Verliebtheit mit „schöner“ Lust an erster Stelle, wenngleich sie Romantik möglicherweise anders definieren. Doch gleich danach kommt die Lieblingslust: Oralverkehr. Sex mit zwei Frauen oder mit weiblichen Bekannten, sexuelle Abenteuer und Voyeurismus folgen. Auf der weiteren liste (absteigend) werden dann allerlei Formen harmloser sexueller Lüste aufgeführt, wie Sex mit mehr als drei Frauen (Orgien). Erst in der Gegend von 60 Prozent treffen wir auf den Wunsch, eine Frau zu dominieren, recht bald gefolgt von „dominiert werden“, fesseln oder gefesselt werden, die beide fast gleichauf liegen.
Am Ende stellen wir fest: Frauen und Männer haben zwar unterschiedlich geartete Fantasien, wenn wir aber auf die als „typisch männlich“ behauptete „Dominanz“ schauen, finden wir fast die Gleichheit zwischen den Geschlechtern.
Warum eigentlich nur in der Fantasie?
Schauen wir nun, wie es mit der Verwirklichung aussieht.
Einem allgemeingültigen Grundsatz folgend, gehen wir nun davon aus, dass jede sexuelle Handlung, insbesondere aber „besondere“ Neigungen von Frauen wie von Männern dann ausgelebt werden können, wenn
1. Die Lust groß ist.
2. Der Partner als vertrauenswürdig gilt.
3. Die Angelegenheit in einer geschützten Umgebung stattfindet.
4. Der Ablauf hinreichend bekannt ist.
5. Das Risiko kalkulierbar ist.
All dies ist für Männer zumeist leichter zu verwirklichen als für Frauen, da Männer sich nicht scheuen, sich entsprechende Situationen „arrangieren“ zu lassen – manchmal unter Einsatz von Geld, mal aber auch nicht. Frauen scheuen sich hingegen, dies zu tun. Doch auch hier ist ein Wandel erkennbar: Das Prinzip, sich zu „holen“, was frau gerne hätte – zumal, wenn diese Frau auf bereitwillige Männer trifft, die ihr alle Wünsche erfüllen.
Insofern können wir die Unterschiede zwischen Frauen und Männern durchaus ignorieren. Ist eine Fantasie stark, die Lust darauf groß und besteht die Möglichkeit, sie abgesichert zu verwirklichen, dann kann sie auch Realität werden. Die bittere Pille: Oftmals sind Fantasien wesentlich erotischer als Realitäten. Aber das müssen Sie schon ertragen, wenn Sie Ihre geheimen Lüste in die Realität umsetzen wollen.
Was meinen Sie dazu?
Hinwneis: Zahlen und Fakten liegen dem Autor vor – nach: „What Exactly Is an Unusual Sexual Fantasy?“.Bild aus einer historischen erotischen Veröffentlichung (Teilansicht, nachkoloriert)