Lamento – Kitsch, Populismus oder sinnvolle Information?
Ich verstehe, dass manche Magazine, die sich fast ausschließlich an Frauen wenden, populistisch, emotional überladen oder gar weinerlich daherkommen müssen, um die Illusion von Mitgefühl zu vermitteln. Dabei sind die Grenzen zum Kitsch allerdings selbst dann schnell erreicht, wenn in den Geschichten ein Rest von Glaubwürdigkeit ist, so wie in diesem „offen Brief“:
Ist dir eigentlich klar oder bewusst, dass du mein Herz gebrochen hast und mich so verletzt hast, wie noch nie jemand in meinem ganzen Leben zuvor?
Die Frage, die wir uns zu jedem dieser Berichte stellen sollten, ist: Wem nützen Sie? Den Schreiberinnen, weil es eine Art Therapie für sie ist? Anderen Frauen, weil sie ein warnendes Beispiel benötigen?
Machen wir uns bitte klar, dass jede Affäre, gleich, ob wie sie Leibe nennen oder nicht, eines Tages zu Ende sein kann, und je emotionaler sie geführt wird, umso früher kann das Feuer erloschen sein.
Zum Menschsein gehören Enttäuschungen: Ich bekomme nicht jeden Auftrag, den ich will, die junge Studienabgängerin nicht jeden Job, den sie will. Freundschaften gehen manchmal in die Brüche und Affären auch.
Das ist so, und je eher man sich darüber klar wird (möglichst in jungen Jahren) umso besser. Und ja, es tut manchmal weh – aber auch das haben wir doch (fast) alle irgendwann erfahren. Und nicht jeder Mann hat ein glückliches Händchen, wenn es darum geht, eine Beziehung so rechtzeitig zu beenden, dass sich die Frau noch ohne „gebrochenes Herz“ ausklinken kann.
Was aber vor allem zum Grundwissen gehört: Nirgendwo auf dieser Welt wird so viel gelogen wie über Gefühle. Manche Frau betrügt andere, um sich Vorteile zu verschaffen – und wird dafür bewundert. Manche andere verzweifelt daran, sich selbst zu betrügen – das ist bitter.
Und Männer? Manche betrügen sich selbst, und das ist bitter. Und manche Männer betrügen Frauen, um sich Vorteile zu verschaffen. Das, was dahinter steht, heißt altmodisch „Umgang mit Leib und Seele“. Und genau dies gehört zu den Dingen, über die jeder selber entscheiden muss.