Fakenews überall – bitte aufhören mit INGs, BINGs und PINGs
Ich verstehe, dass es für Journalisten (und gegebenenfalls auch für „Experten“) schwer ist, jeden Tag einen Artikel zu schreiben.
Doch heute sage ich mal dies: Hört auf, ständig neue „ings“ zu verbreiten – und schämt euch, sie ständig mit dem Wort „Dating“ zu verbinden. Wir hatten inzwischen „benching“, „ghostig“, „breadcrumbing“ – und nun soll es angeblich „hyping“ sein.
All diese Wörter werden erfunden, um sich interessant zu machen. Einmal durch gewisse Kanäle verbreitet, können die Medien sicher sein, dass ein paar unbedarfte Teenager die Worte aufgreifen und untereinander weiterverbreiten. Nur: Die Begriffe gibt es gar nicht, oder man nennt das, was dahintersteht, eigentlich anders.
Gerade war es „hyping“. Ausgebrütet wurde das Wort offenbar von der Bloggerin Vix Meldrewe, die darüber am 4. Mai 2017 einen Artikel verfasste. Vorher hatte man das Wort im Zusammenhang mit „Dating“ nie gehört, dun selbst das ansonsten hellwache „Urban Dictionary“ (1)wusste bis dato nichts darüber.
Der Weg in die deutsche Presse erfolgte wieder einmal über die britische Presse, die den Blogbeitrag von Vix Meldrewe noch am gleichen Tag zum Anlass nahm, das Wort zu verbreiten. Bis deutsche Zeitschriften so etwas veröffentlichen, dauert es nie lange: Es stand am 16. Mai 2017 in „ELLE“ und am 27. Mai in „instyle“ – und am 31. Mai 2017 in „BILD“.
Wir reden so viel über „Fake News“ – und die Worterfindungsschleuder der Presse gehört zu den Initiatoren von falschen Begriffen, die in Windeseile verbreitet werden. Das ist schlecht für uns alle, denn je mehr Etiketten wir verwenden und diese mit küchenpsychologischen „Erläuterungen“ belegen, umso mehr verschandeln wir die Wahrheit.
Denn „hyping“ gibt es nicht. Es gibt lediglich mehrere Wege, an die schönen Seiten des Lebens zu kommen – und um dies zu erreichen, handelt jeder Mensch anders. Dabei ist nicht grundsätzlich falsch, an die eigenen Vorteile zu denken. Wenn „Hyping“ die Beziehung zu einem „Übergangspartner“ sein soll – was sollte daran falsch sein, falls er/sie einen solchen genießen kann? Es gibt immer Pendants, die mit kurzen Beziehungen und Affären durchaus zufrieden sind – nicht alle wollen Ehen. Dies als „Persönlichkeitsstörung“ hinzustellen, ist infam.
Wenn Sie selbst das Leben begreifen wollen, dann beherzigen sie dies:
Jeder Mensch ist anders und denkt zumeist zuerst an seine eigenen Vorteile. Das ist weder falsch noch richtig, sondern ein Bestandteil des Lebens. Versuchen Sie einfach, für sich das Richtige herauszufinden und handeln sie so, dass sie dabei stabil bleiben und das Leben genießen.
Und nein, „hyping“ ist kein Trend. Und keine „fiese Datingmasche“. Es ist einfach Volksverdummung.
Text Urban Dictionary von heute: hyping – when someone is starting on someone else.