Die Vorteile des Online-Datings – realistisch betrachtet
Online-Dating ist eine Form des Kennenlernens. Nicht weniger, aber nüchtern betrachtet auch nicht mehr.
Und: Sie wird immer sinnvoller, weil die Menschen, die heute Partner suchen, diese nicht mehr an den früher bekannten Balzplätzen und innerhalb der althergebrachten Konventionen finden. Andere mögen sich Gedanken darüber machen, wie es dazu gekommen ist, doch ich denke, diese Rückbetrachtungen sind allesamt müßig.
Online-Dating ist eien Notwendigkeit – kein Zweifel
Also ist Online-Dating eine Notwendigkeit in einer Zeit, in der wir unseren Partner nicht mehr unter der Dorflinde oder in einer angesagten schicken Bar finden. Weil wir glauben, dort fehl am Platze zu sein. Oder zu alt. Oder uns überhaupt nicht so sehr öffentlich machen zu wollen. Sicher, ich weiß von Fällen, in denen der Partner zwei Dörfer weiter wohnte, man ihn kannte, aber aus den Augen verloren hatte. Nun, den hätte man vielleicht auch auf dem Feuerwehrball finden können. Die meisten Partnersuchenden allerdings nicht, besonders jene nicht, für die „Ortswechsel“ nicht bedeutet, einmal im Leben von der Vorstadt in die Innenstadt umzuziehen. Es sind vielmehr die mobilen Menschen, die mit sich selbst zufrieden in einem eigenen Universum leben, das sie aber von Ort zu Ort tragen.
Autarke Personen mit wenig sozialen Kontakten und viel Selbstbewusstsein
Diese Personen gehören mit Sicherheit zu jenen, die Sie online treffen werden. Menschen, für die „Heimarbeit“ nicht Kugelschreiberminen zusammenzubauen bedeutet, sondern hoch qualifizierte geistige Arbeit am Computer und am Telefon. Ihr Merkmal: Sozial fallen sie nicht auf, das heißt, über sie ist öffentlich wenig bekannt. Und um sie zu gewinnen, müssen Sie als Interessent(in) die sozialen Bindungen selbst aufbauen. Und zwar zur beidseitigen Zufriedenheit.
Eher abhängige Personen mit sehr vielen, aber einseitigen sozialen Kontakten
Die andere Gruppe, die Sie sicherlich treffen werden, ist genau das Gegenteil: Sie haben umfassende, für sie angeblich ausgesprochen wichtige soziale Kontakte, von denen sie kaum einen missen möchten. Aber sie haben entweder kein Talent zur Partnersuche oder sie sind von Freunden oder Freundinnen fehlgeleitet. Manche Männer gehören dazu, die in ihren Cliquen schlecht über Frauen reden und Online-Dating dazu nutzen, um sich sexuell zu beweisen oder das Geld für den Puff zu sparen. Allerdings gehören auch Frauen über 40 dazu, die sich gegenseitig einreden, mit ihrer Freundschaft zu den vielen anderen einsamen Frauen besser zu fahren als mit der Liebe zu einem Mann. Warum wie Sie diese Frauen dann treffen? Weil dies die „offizielle Version“ ist und es gerade diese Frauen heimlich immer wieder versuchen.
Ich bewerte beides nicht, halte beide Meinungen jedoch persönlich für Selbsttäuschungen.
Aktiver Eingriff in die Beziehungsstrukturen oft notwendig und sinnvoll
Sehen Sie – während Sie die erstgenannten isolierten Personen sanft in eine neue, soziale Welt führen müssen, wird ihre Aufgabe sein, die zweite Gruppe, die Pseudo-Intergreierten, ebenso sanft wie stetig aus dem Sog ihren Cliquen herauszulösen.
Nun verhehle ich nicht, dass es eine große Anzahl anderer Menschen gibt, die aus sehr unterschiedlichen anderen Gründen Online-Dating betreiben. Die Konsequenten, die einen Lebensplan haben, der eine Partnerschaft voraussetzt ebenso wie die Inkonsequenten, die vom Blümchen zu Blümchen flattern. Nicht zu vergessen die „ganz normalen Suchenden“, die für sich oder ihre kleine Familie eine bessere Zukunft anstreben, die von Lebensglück erfüllt ist.
Der Vorteil unabhängig von der Einstellung? Sie werden Menschen finden, die in der gleicherweise wie Sie auf der Suche sind. Menschen, die beständige Beziehungen suchen, werden (Glück und Verstand vorausgesetzt) eben auch solche finden – und dies über große Entfernungen. Und wer Abenteuer sucht, wird ebenfalls (mit Glück und Instinkt) im Internet fündig.
Was für eine Beziehung wichtig, und beim Online-Dating eben ziemlich neu ist: Sie müssen bereit sein, ihre „sozialen Bindungen“ völlig neu zu gestalten, und für die Aktiven unter Ihnen heißt dies: gestalterisch in diese Bindungen einzugreifen. Bei den mehr oder weniger Isolierten werden Sie Vorschläge machen müssen, wie sich Ihr Netzwerk ausweiten lässt und dabei auch Ablehnung ertragen. Bei den sozial Überangepassten hingegen müssen Sie negative, störende oder gar beziehungsgefährdende Bindungen an deren Gruppen auflösen und andere Angebote unterbreiten.
Mag sein, dass dies alles für sie ungewöhnlich klingt. Aber es ist eine Lebenswahrheit für alle, die nicht im selben Dorf oder im selben Stadtteil nach einem Partner suchen.